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Berlin: 113 Grundschulen wollen Aufschub

Gemeinsames Lernen von Erst- und Zweitklässlern können sie nicht umsetzen

Das ließen sich Lehrer und Eltern nicht zweimal sagen: Vom Angebot des Bildungssenators, das Jahrgangsübergreifende Lernen (JüL) aufzuschieben, hat fast jede dritte Grundschule Gebrauch gemacht. Anders gesagt: 250 Schulen machen mit, 113 folgen später. Am größten ist die Abwehrhaltung in Neukölln, wo nur 54 Prozent der Schulen vom Sommer an Erst- und Zweitklässler mischen. Berlinweit sind es 69 Prozent. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) sprach von einem „erfreulichen Ergebnis“.

Ursprünglich sollten alle Grundschulen bereits 2007 mit der Jahrgangsmischung beginnen. Dazu waren viele Schulen nicht bereit, weil sie entweder von dem Konzept nicht überzeugt waren oder ihnen die personellen und räumlichen Voraussetzungen fehlten. Die Proteste führten dazu, dass alles auf 2008 verschoben wurde, was die Kritiker aber auch nicht besänftigte. Deshalb verkündete Zöllner vor einigen Wochen, dass die Schulen weiteren Aufschub beantragen könnten.

Dieses Einlenken kommt nicht von ungefähr: Auch die Bildungsverwaltung hat inzwischen eingesehen, dass viele Schulen nicht in der Lage sind, das anspruchsvolle Konzept umzusetzen. In einem Bericht an das Abgeordnetenhaus über die „Auswirkungen des Schülerzuwachses in Neukölln“ schreibt Zöllners Staatssekretär Hans-Gerhard Husung, die „teilweise erheblichen räumlichen Probleme“ in Grundschulen Nord-Neuköllns führten dazu, dass die Schulen an pädagogischen Verbesserungen „nur eingeschränkt partizipieren können“. Die insbesondere für die Jahrgangsmischung erforderlichen Teilungsräume reichten nicht aus.

CDU-Bildungspolitiker Sascha Steuer wundert sich darüber, wie lange es gedauert hat, bis der Senat die Probleme der Schulen zur Kenntnis genommen hat und fordert nun, aus dem Vorhaben „JüL“ jeglichen Zeitdruck zu nehmen. Susanne Vieth-Entus

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