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Bluttat vor der Schule.

© dapd

Berlin: 15-Jähriger vor Schule niedergestochen

Jugendlicher zog Messer bei Streit mit Schülern Mordkommission fahndet nach flüchtigen Tätern.

Ein 15-jähriger Schüler der 11. Integrierten Sekundarschule in Alt-Hohenschönhausen ist am Mittwoch bei einem Streit mit schulfremden Jugendlichen niedergestochen und lebensgefährlich verletzt worden. Zwei 17-jährige Mitschüler erlitten leichte Stichverletzungen. Die brutale Attacke ereignete sich laut Polizei während einer Unterrichtspause gegen 13 Uhr „direkt vor dem hinteren Schuleingang“. Das Opfer wurde im Unfallkrankenhaus Marzahn notoperiert. Bei den flüchtigen Tätern soll es sich um drei Heranwachsende handeln. Eine sofort eingeleitete Fahndung der Polizei blieb bis zum späten Abend erfolglos. Die 5. Mordkommission ist eingeschaltet, sie ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdeliktes.

Nach ersten Erkenntnissen hatte die Auseinandersetzung eine Vorgeschichte. Bereits am Dienstag sei eine Schülergruppe der Sekundarschule am Malchower Weg 54 mit mehreren schulfremden Jugendlichen aus noch unbekannten Gründen aneinandergeraten, sagte ein Polizeisprecher. Offenbar seien die Jugendlichen am Mittwoch erneut zum Schulgelände gekommen, um den Konflikt fortzusetzen. Dem Vernehmen nach lockten sie drei ihrer Kontrahenten während der Pause zum hinteren, etwas abgelegenen Schultor. Dort treffen sich nach Angaben von Nachbarn viele Schüler, um Zigaretten zu rauchen. Der hintere Schuleingang liegt am Ende einer ruhige Wohnstraße mit Einfamilienhäusern. Hier eskalierte das Gerangel und endete mit dem Messerangriff. Der 15-Jährige, der aus Tschetschenien stammen soll, wurde im Oberkörper in Herznähe getroffen. Die mutmaßlichen Täter ergriffen danach die Flucht.

Die Polizei sicherte vor Ort Spuren. Auf einer Länge von 50 Metern sind Blutflecken auf dem Asphalt zu sehen. Eine DNA-Analyse soll nun ergeben, ob diese Spuren vom Opfer stammen.

Nach Angaben der Bildungsverwaltung besuchte der Junge, der bei dem Angriff schwer verletzt wurde, erst seit zwei Wochen die achte Klasse. Über die beiden anderen Schüler wurde zunächst nichts bekannt. Die Polizei vernahm insgesamt sechs Zeugen des Streits. Über die Täter hieß es nur, sie hätten „ein südländisches Aussehen.“ Unterdessen kursierten rund um die Schule Gerüchte, der Tat seien Streitigkeiten in der Drogendealer- und Amateurboxerszene vorausgegangen. Die Polizei äußerte sich dazu nicht. Der Unterricht lief nach dem Geschehen weiter. Die Bildungsverwaltung schickte aber sofort einen Notfallpsychologen nach Hohenschönhausen. Er soll den Schülern und Lehrern helfen, das schockierende Ereignis zu verarbeiten.

Nachbarn beschreiben die Jugendlichen an der Schule als schwierig und auffällig. „Die Basecaps umgedreht, Kippe hintern Ohr, dann ziehen die durch die Straße und werfen Steine auf die Häuser“, erzählt ein Jogger. „Ein Schüler ist mir mal vors Auto gesprungen und hat mich beschimpft“, sagt Winnie Berger. Sie habe den Täter in der Schule identifiziert. “Der hat sich dann entschuldigt.“

Laut Bildungsverwaltung hat es an der 11. Integrierten Sekundarschule bislang keinerlei Gewaltvorfälle gegeben. Die Sekundarschule ist aus der einstigen Paul-Schmidt-Hauptschule hervorgegangen. Mehrere Schulsozialarbeiter kümmern sich dort in einer Sozialstation intensiv um die Kinder und Jugendlichen. Dazu gehört auch das Projekt „Die 2. Chance“. Es soll notorische Schulverweigerer motivieren und ihnen die Möglichkeit bieten, doch noch einen Abschluss zu schaffen.

Die Messeratttacke gehört aus Sicht der Bildungsverwaltung nicht zur Kategorie „Gewalt an Schulen“, da die mutmaßlichen Täter von außerhalb kamen. Im Übrigen gebe es an Berlins Schulen keinen Trend zu mehr Gewalt. Die Situation habe sich stabilisiert, sagte eine Sprecherin von Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD). Dazu habe auch das umfangreiche Präventionsprogramm beigetragen, das an vielen Berliner Schulen inzwischen engagiert umgesetzt werde. Es umfasst Anti-Gewalt-Training, Schülerworkshops und viele weitere Aktivitäten.

Thomas Loy, Christoph Stollowsky

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