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Berlin: 15 Jungen missbraucht: Informatiker gesteht

Ein verurteilter Sexualtäter erneut vor Gericht. Es geht um 154 Taten.

Berlin - Der Mann war ein gern gesehener Gast. Er spielte mit den Kindern seiner Bekannten und gab ihren Eltern „frei“. Ihre kleinen Söhne waren, so mussten die Eltern viele Jahre später begreifen, sein Ziel. Thomas N. ist ein Sexualtäter. Er kam 1999 noch mit Bewährung davon, 2008 gab es dann eine Gefängnisstrafe. In der ganzen Zeit aber machte er laut Anklage weiter und schlich sich erneut in Familien ein. „Er ging sehr geschickt vor“, sagte ein Vater am Montag am Rande des Prozesses. Der 34-jährige Angeklagte legte hinter verschlossenen Türen ein Geständnis ab.

Um 154 Fälle des sexuellen Missbrauchs zwischen 2001 und 2010 geht es. Die Namen von 15 Kindern sind in der Anklage aufgelistet. Drei Jahre alt das jüngste Opfer, 15 Jahre das älteste, mehrere Geschwister sind unter ihnen. Ihre Eltern hatten in Thomas N. einen „sehr guten Freund“ und Helfer gesehen. Sie kannten ihn längere Zeit. „Er war ein Schulfreund meines Bruders“, schilderte die Mutter von drei Jungen, die Opfer des geschiedenen Informatikers N. wurden. „Ein Mann, der gut mit Kindern kann, ich hatte kein Misstrauen.“

Oft geschah es, wenn sich N. anbot, die Kinder ins Bett zu bringen. Er habe die Jungen sexuell berührt, in einigen Fällen sei es zu Oralverkehr gekommen – im Kinderzimmer der Opfer oder im Gartenhaus des Angeklagten in Pankow. Die Eltern aus Friedrichshain und Neukölln waren in der Nähe oder hatten ihm ihre Söhne anvertraut. „Die Kinder sagten nichts, mir fiel auch nichts auf“, sagte eine Mutter. Fünf Jahre lang soll er ihre Jungen angefasst haben. „Er machte sich die sexuelle Unreife der Kinder bewusst zunutze“, verlas der Staatsanwalt die Anklage.

Thomas N. sagte unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Es war ein Geständnis, hieß es. Die Eltern seiner Opfer, die als Nebenkläger mit im Saal saßen, hielten jedoch nicht viel von seiner Aussage. „Er hat keinerlei Reue gezeigt“, empörte sich eine Mutter. Eine andere Frau sagte, dass ihr Sohn bis heute nicht darüber redet. „Es ist ihm peinlich.“ Die Eltern suchen nach Erklärungen, wie es so weit kommen konnte. „Er hat die Kinder gekauft – mit Pizza, Kino, kleinen Geschenken“, sagte ein Vater. Alle Nebenkläger bestätigten: „Er hat sich viel mit ihnen beschäftigt.“ Der Angeklagte sah nicht auf, als die ersten Zeugen aussagten. An seiner Schuld gibt es keine Zweifel. Derzeit verbüßt er eine Strafe von zwei Jahren und neun Monaten, die 2008 verhängt wurde. Die Fälle, um die es jetzt geht, waren damals nicht bekannt. Erst später offenbarte sich eins der Opfer. K.G.

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