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17. Operngala: Große Stimmen, große Gesten

Schon zum 17. Mal fand die Gala für die Deutsche Aids-Stiftung statt. Viele Prominente kamen in die Deutsche Oper und lenkten den Blick auf Südafrika.

Als bei der Aids-Gala in der Deutschen Oper am Samstagabend einem Gast während der Reden schlecht wurde, streifte eine Ärztin im Publikum ihre High Heels ab und sprintete zur Hilfe. Dass für Ärzte der Beruf eigentlich eine Berufung ist, hob auch Hans-Jochen Brauns von der Stiftung docstogether.net hervor. Die war erstmals als Förderer dabei und stiftete gleich 100 000 Euro für das Hospiz in der Reichenberger Straße. Erst im Juni war sie von der Reinickendorfer Hausärztin Ulrike Lipke gegründet worden mit dem Ziel, karitative Projekte im Gesundheitswesen auf der Basis von bewusst kleinen, aber dafür vielen Spenden aus der deutschen Ärzteschaft zu unterstützen.

Schon zum 17. Mal fand die Festliche Operngala statt, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit würdigte deshalb besonders die Initiatoren Alard von Rohr, Alfred Weiss und die verstorbene Irina Pabst. Mit Amanda Echalaz und Pretty Yende hatten sie diesmal ganz bewusst zwei Nachwuchssängerinnen aus Südafrika eingeladen, die vor einer großen internationalen Karriere stehen. Sie zeigten dem Publikum ganz sinnenhaft, dass dieses Land, das wie der Rest des Kontinents die schwersten Schicksale und Tragödien im Zusammenhang mit der Krankheit zu bewältigen hat, eben auch voller kultureller Ressourcen steckt. Nur knapp 30 Prozent der HIV-Infizierten am Kap haben überhaupt Zugriff auf die überlebenswichtigen Medikamente. Da gilt es, Aufmerksamkeit auf allen Ebenen zu schaffen. Teile der Erlöse dieser Gala gehen an das Projekt Hope Cape Town, wo über 300 000 infizierte Menschen jährlich Hoffnung durch Fürsorge und ansatzweise auch Medikamente finden. Die Kuratoriumsvorsitzende der Gala, Begum Inaara Khan, erinnerte daran, dass allein im letzten Jahr in Südafrika 60 000 Babys mit dem Virus zur Welt kamen, und begrüßte den Gründer des Projekts, Pfarrer Stefan Hippler, im Publikum. Christoph Uleer und Ulrich Heide vom Vorstand der Deutschen Aids-Stiftung hoben hervor, dass mit den Erlösen aus der Operngala seit 1994 mit mehr als 5,2 Millionen Euro den Betroffenen geholfen werden konnte.

Der international gut vernetzte Süßwaren-Fabrikant Hermann Bühlbecker mahnte, dass nicht mehr so viele Mittel „durch infrastrukturelle Maßnahmen verloren gehen dürften“. Wiederholt erinnerten Redner daran, dass weltweit 33 Millionen Menschen infizierst sind und jährlich zwei Millionen Menschen an Aids sterben. „Wer sich weltweit umschaut, weiß, was für ein schreckliches Ausmaß die Krankheit immer noch hat“, hatte Außenminister Guido Westerwelle beim Vorabempfang betont. „Jeder junge Mensch, der sich ansteckt, ist ein Opfer zu viel.“ Mit den „Notwendigen Bemerkungen zu Dramatischen Musikbeispielen“ zeigte Max Raabe später einmal mehr, dass er sich als Nachfolger von Loriot gut etabliert hat. Donald Runnicles dirigerte das Orchester der Deutschen Oper mit Temperament und Humor. Pretty Yende wurde für ihre Arie „Je marche sur tous les chemins“ aus Jules Massenets Oper „Manon“ mit Bravo-Rufen gefeiert. Mit dabei war erstmals auch der Kinderchor der Deutschen Oper. Stehende Ovationen gab es unter anderem von Bundesminister Philipp Rösler, Berlins Finanzsenator Ulrich Nußbaum, dem französischen Botschafter Bernard de Montferrand, Malerin Elvira Bach und Filmproduzent Artur Brauner. Solisten wie Joyce DiDonato, Christiane Karg, Matti Salminen und Simon O’Neill hatten ihre Auftritte dem guten Zweck zur Verfügung gestellt. Die vergleichsweise große Disziplin der Redner verhinderte diesmal, dass gegen Ende der Aufführung die Mägen knurrten. Elisabeth Binder

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