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Berlin: 175-Meter-Riesenrad: Das wäre Weltrekord

Investoren wollen Attraktion am Gleisdreieck zur Fußball-WM 2006 eröffnen. Anwohner sind weniger begeistert

Jetzt sind sie da: die detaillierten Pläne für das seit über einem Jahr geplante Riesenrad am Gleisdreieck. Wenn sie nach den Vorstellungen der Investoren umgesetzt werden, ist Berlin ein Weltrekord pünktlich zur Fußball-WM 2006 sicher: 175 Meter hoch soll das mit Solarenergie betriebene Riesenrad werden – das sind 40 Meter mehr als das Millenniums-Rad in London, das bisher den Weltrekord hält. 40 Panoramagondeln mit Platz für jeweils 28 Besucher sollen sich auf der Ostseite des riesigen Gleisdreieck-Geländes nahe dem Technik-Museum drehen. 35 Minuten dauert eine Runde, die für Erwachsene zwölf und für Kinder sechs Euro kosten soll, sagt Dirk Nishen von der Investorengruppe „Word Wheel Berlin“. Auch ein Gruppentarif von neun Euro pro Person ist geplant. Bei erwarteten 1,3 Millionen Besuchern pro Jahr soll sich die 60-Millionen- Euro-Investition bald rentiert haben.

Bevor auf dem Grundstück am Rande des geplanten Gleisdreieck-Parks gebaut werden kann, muss allerdings der Bezirk zustimmen. Er hat die Planungshoheit für das Areal, das größtenteils der Bahntochter Vivico gehört. Heute Abend wollen die Investoren eine Machbarkeitsstudie im Stadtentwicklungsausschuss von Friedrichshain-Kreuzberg vorstellen. Noch sind die Mehrheiten im Bezirk nicht klar verteilt, aber zumindest Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) hegt Zweifel: „Ich habe eine gesunde Skepsis, wenn ich mir die Besucherzahl anschaue“, sagt Schulz, der trotz einer geplanten großzügigen Zufahrt vom Tempelhofer Ufer ein gewaltiges Verkehrsproblem kommen sieht. Insgesamt 459 Auto- und 42 Bus-Parkplätze wollen die Investoren zur Verfügung stellen.

Außerdem fürchtet Schulz, dass das Riesenrad nur der Anfang zu einem „Vergnügungspark nach klassischem Muster“ sein könnte, der allmählich in den nebenan geplanten Park hineinwächst und die Anwohner stört. Am liebsten sähe Schulz das Riesenrad im Plänterwald, aber das ist nicht nur den Investoren zu weit draußen: Auch die Stadtentwicklungsverwaltung von Senator Peter Strieder (SPD) findet, „dass das mitten in der Stadt sein muss“. Zurzeit ist die Planung zwar Bezirkssache, aber falls es zum Streit kommt, könnte der Senator das letzte Wort haben.

Skeptisch sind auch die in der Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck organisierten Anwohner. Ihr Vertreter Norbert Rheinlaender sieht das Rad als „Türöffner“ für allerlei Bebauung, wie unter anderem Imbissbuden. Außerdem wollten die Nachbarn lieber einen ruhigen Grünzug als einen Rummel. Die Investoren kennen die Sorgen der Anwohner und versprechen, Rücksicht zu nehmen: Das Riesenrad werde sich fast geräuschlos drehen und nachts nur schwach beleuchtet. Und für den Publikumsverkehr werde eine 1600 Quadratmeter große „Abflughalle“ gebaut, die Nachbarn von Lärm verschonen soll. Denkbar sei auch ein gemeinsamer Zugang zu Riesenrad und Technik-Museum, das außerdem in der Halle einige Ausstellungsstücke zeigen könnte.

Nishen würde das Riesenrad am liebsten zur Fußball-WM 2006 eröffnen. Doch das ist nur zu schaffen, wenn der Bezirk den Bau schon bald genehmigt.

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