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Vor der Kulturkirche in Neuruppin steht eine riesige Playmobilfigur Fontanes.

© Bernd Settnik/dpa

200. Geburtstag des Schriftstellers: Wie Brandenburg sich auf das Fontane-Jahr vorbereitet

Im Jahr 2019 wäre der bedeutende Schriftsteller und Neuruppiner 200 Jahre alt geworden. Zu seinen Ehren wird es Ausstellungen, Touren und Computerspiele geben.

Die Birnen von Ribbeck, „Frau Jenny Treibel“, „Effi Briest“ und „Der Stechlin“: Mit seinen Werken hat Theodor Fontane (1819–1898) Literaturgeschichte geschrieben. Zum 200. Geburtstag des Schriftstellers, der dem Land auch mit seinen mehrbändigen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ ein literarisches Denkmal gesetzt hat, wird in Brandenburg unter dem Titel „fontane.200“ ein umfangreiches Kulturprogramm vorbereitet.

Das Jubiläumsjahr wird am 30. März 2019 in Fontanes Geburtsstadt Neuruppin eröffnet – und endet an seinem 200. Geburtstag am 30. Dezember 2019. Die größte Ausstellung gibt es im Museum seiner Geburtsstadt Neuruppin. Er hatte es selbst besucht und sich in seinen Werken auf dessen Ausstellungsstücke bezogen. Für Jugendliche gibt es unter dem Motto „Word & Play“ ein „Game Camp“, bei dem Teilnehmer ein Computerspiel rund um den Autor erstellen können.

Der Europäer aus Neuruppin

Auch in der Lausitz sind Ausstellungen im kommenden Jahr geplant. So bereitet das Stadtmuseum Lübben eine Schau mit dem Titel „Durch die wendische Walachei“ vor, die sich um den Spreewald zu Zeiten des Autors dreht. In der Gemeinde Ribbeck, der Fontane mit seinem Gedicht über „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ ein literarisches Denkmal setzte, finden Fontane-Festspiele statt.

Im Zentrum steht eine Aufführung von „Effi Briest“. Der Schriftsteller sei nicht nur ein Chronist der Mark Brandenburg, sondern auch ein Europäer gewesen, der in London gelebt und Schottland und Italien bereist habe, beschreibt der Literaturwissenschaftler und Leiter des Potsdamer Fontane-Archivs, Peer Trilcke, die Bedeutung Fontanes. In der Weltliteratur des 19. Jahrhunderts sei er der einzige deutsche Schriftsteller, der noch international wahrgenommen werde.

Fontanes Motive seien von „überraschender Aktualität“, betont Brigitte Faber-Schmidt, Leiterin der „Kulturland Brandenburg“-Themenjahre. Durch seinen Wortwitz könne häufig „eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart“ geschlagen werden. Fontane, der vom journalistischen und später literarischen Schreiben habe leben müssen, sei ein „Schriftsteller im buchstäblichen Sinn“, ein „Allesnotierer und Vielkorrigierer“ gewesen, der „mit der Feder in der Hand auf dem Papier dachte“, betont Faber-Schmidt.

Zärtlichkeitsallüren in Großbritannien

Die Ausstellung in Neuruppin widmet sich deshalb auch den Worterfindungen Fontanes, von der „Abschreckungstheorie“ bis zur „Weltverbesserungsleidenschaft“ und den „Zärtlichkeitsallüren“. Geboren als Sohn eines Apothekers wird Theodor Fontane zunächst selbst Apotheker, arbeitet in Burg bei Magdeburg, Leipzig, Dresden, dem märkischen Letschin und schließlich in Berlin in seinem Lehrberuf.

1839 veröffentlicht er seine erste Novelle, doch bis er sich ganz der Schriftstellerei widmen kann, vergeht noch einige Zeit. 1852 beginnt er, als Journalist zu arbeiten und wird Korrespondent in England. Erst mit fast 60 Jahren arbeitete er als Romancier. Weit davor beginnt er mit den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.

Eine Insel mit Schloss in einem schottischen See hatte ihn in Großbritannien an seine märkische Heimat erinnert. „Die Schweize werden immer kleiner“, schreibt Fontane in den „Wanderungen“ über das Ruppiner Land: „Der Entdeckung der Sächsischen Schweiz ist die der Märkischen Schweiz auf dem Fuße gefolgt.“ Dann folgen weitere Beispiele, von der Freienwalder und der Buckower Schweiz über die „Schweizen in der Uckermark und Neumark“ bis hin zur Ruppiner Schweiz.

Die Spreewald-Stadt Lübbenau beschreibt er als „Vaterland der sauren Gurken“ und bedauert, dass er bei dem Besuch eines wendischen Gottesdienstes in der Pfarrkirche der Stadt die Ankunft der Kirchgänger in Festtagstracht per Boot über die vielen Spreearme verpasst hat. Sein Urteil über die Menschen im Land fällt nüchtern aus: „Die Märker haben viele Tugenden, wenn auch nicht voll so viele, wie sie sich einbilden.“ KNA/dpa

Mehr zum Thema im Internet unter www.fontane-200.de, www.fontanearchiv.de und www.kulturland-brandenburg.de

Yvonne Jennerjahn

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