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Berlin: 3. Juni 1953: Der Kreml zwingt die SED zu einem neuen Kurs

Der Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 hatte eine dramatische Vorgeschichte.

Der Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 hatte eine dramatische Vorgeschichte. Der Tagesspiegel schildert die Ereignisse des Juni 1953 in einem täglichen Kalenderblatt. Heute: der 3. Juni 1953.

In Moskau beginnen die Gespräche der sowjetischen Führung mit den SEDSpitzenvertretern Walter Ulbricht, Otto Grotewohl und Fred Oelßner über die Lage in der DDR. Der Kreml fordert von der SED eine Änderung ihres politischen Kurses – und zwar schnell und radikal. Der beschleunigte „Aufbau des Sozialismus“, der unter anderem massive Investitionen in die Schwerindustrie und die Streitkräfte zu Lasten der Konsumgüter vorsah, sei ein schwer wiegender Fehler gewesen. Als Hausaufgabe diktiert die Sowjetspitze ihren ostdeutschen Genossen, die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft sofort zu beenden, den Fünfjahresplan zu revidieren und den Personenkult um Walter Ulbricht aufzugeben.

Noch aus Moskau weist Ulbricht seine Berliner Kader telegrafisch an, den politischen Kurs zu ändern. Das SED-Politbüro trifft sich sofort zu einer Sondersitzung. Es beschließt, die Propaganda für die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) einzustellen. Zudem sollen die Parteisekretäre der SED-Zentrale künftig täglich „über alle Fragen der Entwicklung in ihrem Arbeitsgebiet“ Bericht erstatten. Es sei ein „Ausdruck politischer Sorglosigkeit der leitenden Parteiorgane“, heißt es in einem Rundschreiben des Zentralkomitees, dass es zu wenig Informationen über die „politische Massenstimmung“ gebe. Ein weiterer Beschluss: Bücher und Broschüren über die II. Parteikonferenz, auf der der forcierte sozialistische Aufbau beschlossen worden war, werden nicht mehr verbreitet. Werke zum anstehenden 60. Geburtstag Ulbrichts werden neu durchgesehen – und gegebenenfalls korrigiert.sto

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