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Im Berliner Funkhaus am Hans-Rosenthal-Platz sendet Deutschlandfunk Kultur künftig für die Musterhörerin Susanne Wagner in Frankfurt am Main.

© Markus Bollen

30-jähriges Bestehen der Rias-Medienpreisverleihung: Journalisten in Berlin für Beitrag zur deutsch-amerikanischen Verständigung geehrt

Der Rias war eine Legende in West-Berlin. Die Sendungen starteten am 7. Februar 1946. Die Rias-Kommission mit Sitz im Rias-Gebäude am Hans-Rosenthal-Platz in Schöneberg wurde vor 30 Jahren als Stiftung gegründet.

Nachholbedarf, wohin das Auge reicht. Preisträger aus gleich drei Jahren werden am 2. Juni im Französischen Dom im Rahmen einer feierlichen Zeremonie geehrt: Zum 30-jährigen Jubiläum der Rias-Medienpreisverleihung nämlich für ihre herausragenden Beiträge zur deutsch-amerikanischen Verständigung. Zu ihnen zählen „Tagesthemen“-Moderator Ingo Zamperoni und Ines Pohl, die das Studio der Deutschen Welle in Washington leitet.

Als die Stadt noch geteilt war, übernahmen die in West-Berlin stationierten US-Soldaten nach ihrer Rückkehr oft die Rolle von Botschaftern für Deutschland in den USA. Sie hatten die Kultur kennengelernt, die Menschen, hatten Freundschaften geschlossen und sich ein differenziertes Bild machen können.

Vor dem Abzug der alliierten Truppen nach der Wiedervereinigung begann die Suche nach neuen Traditionen, die diese wichtige Brücke über den Atlantik ersetzen könnten. So wurde vor 30 Jahren die Rias-Kommission gegründet, eine Stiftung mit dem Ziel, Journalisten-Austauschprogramme zu organisieren und die Ideale der deutsch-amerikanischen-Freundschaft zu vertiefen.

Und um durch die Vergabe von Produktionszuschüssen und eines jährlichen Radio- und TV-Preises „jene Hörfunk- und Fernsehsendungen zu unterstützen, die in besonderem Maße zur deutsch-amerikanischen Völkerverständigung beitragen.“ Das 1992 und 1993 von der Bundesregierung bereitgestellte Gründungskapital betrug insgesamt 40 Millionen DM.

Der Rias selbst („Radio in the American Sector“) war eine Legende in West-Berlin. Die Sendungen starteten am 7. Februar 1946. Während der Blockade, nach dem Mauerbau, beim Kennedy-Besuch war der Rias immer eine wichtige und zuverlässige Informationsquelle. Nach der Wiedervereinigung wurde der Sender transformiert in das Deutschlandradio mit Büros in Köln und Berlin. Deutschlandradio Berlin sendet heute auf der früheren Rias-Frequenz FM 89,6. Im Jubiläumsjahr zählt die Stiftung insgesamt 100 Teilnehmer.

Amy Gutmann spricht

Bei der Jubiläumsfeier des Medienpreises wollen US-Botschafterin Amy Gutmann und Staatsministerin Claudia Roth die Festreden halten. Gastgeber Erik Kirschbaum ist seit 2016 Verwaltungsdirektor der Stiftung und verantwortlich dafür, dass die Zwecke mit Leben gefüllt werden. „Mit den Einnahmen aus dem Grundkapital finanzieren wir unsere Austauschprogramme“, erzählt er. Und die sind offenbar sehr ergiebig. Vor allem Journalisten aus dem mittleren Westen staunten oft darüber, was sie in Deutschland erleben, wie viel die Deutschen über die USA wissen, wie ähnlich manches gesehen wird.

 Press the button. Der damalige Bürgermeister Ernst Reuter weiht am 1. Januar 1953 den damals stärksten Mittelwellensender Europas ein – den Rias.
Press the button. Der damalige Bürgermeister Ernst Reuter weiht am 1. Januar 1953 den damals stärksten Mittelwellensender Europas ein – den Rias.

© imago images/ZUMA/Keystone

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Unter den deutschen Journalisten, die für eine bis drei Wochen in die USA gehen, bemühe man sich immer solche Kollegen zu finden, die noch nie zuvor über den Atlantik gereist sind. Darunter waren lange auch viele ostdeutsche Journalisten. Sie treffen bei ihren Aufenthalten an der Ostküste der USA auf versierte Unterstützer der transatlantischen Freundschaft. Zu ihnen gehört der Gouverneur von New Jersey, der frühere US-Botschafter Phil Murphy, der die Gruppen regelmäßig empfängt. Besuche im Weißen Haus, in Harlem, bei Think Tanks und Rundfunkstationen gehören ebenfalls zum Programm.

Gemeinsame journalistische Projekte

Erik Kirschbaum hat früher bei der Nachrichtenagentur Reuters gearbeitet und publiziert noch regelmäßig in der „Los Angeles Times“ und im „Independent“. „Die Deutschen Stipendiaten sehen, dass manches anders ist in den USA, als sie gedacht hatten“, sagt er. „Sie lernen viele neue Facetten kennen.“ Eines aber hätten alle Teilnehmer an den Programmen gemeinsam: „Sie erweitern ihren Horizont, knüpfen neue Freundschaften.“ Auch etliche gemeinsame journalistische Projekte seien so zustande gekommen.

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Die Stiftung hat heute ihre Büros im ehemaligen Rias-Gebäude am Hans-Rosenthal-Platz in Schöneberg. Wegen der niedrigen Zinssätze ist das Einkommen aus dem Gründungskapital zwar gesunken – von 1,5 Millionen Euro vor zehn Jahren auf 500 000 Euro pro Jahr. Aber unter anderem dank Spenden konnten die Programme sogar erweitert werden. In diesem Jahr gibt es erstmals auch ein Programm für Journalismus-Studenten. Für die Amerikaner war das bereits vor vier Jahren eingeführt worden.

„Wir haben gute Netzwerke gebaut in den letzten 30 Jahren“, sagt Kirschbaum. „Seit Beginn waren jeweils 900 US-Journalisten in Deutschland und 900 deutsche Journalisten waren in den USA.“ Wenn gerade in den Staaten des mittleren Westens über Deutschland und die Besonderheiten des Landes, zum Beispiel die Krankenversicherung, mehr bekannt wird, dann ist das auch den Rias-Stipendien zu verdanken. Über seine US-Kollegen sagt Erik Kirschbaum: „Sie gehen zurück und haben Deutschland im Herzen.“

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