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Berlin: 3000 Richter und Anwälte am Tatort Berlin

Bundespräsident Johnannes Rau eröffnet den 64. Deutschen Juristentag

Von Fatina Keilani

Die Architekten waren gerade erst da, die Kardiologen auch, jetzt machen sich Juristen aus dem ganzen Land auf nach Berlin: Zum ersten Mal seit 1986 trifft sich der Deutsche Juristentag – es ist mittlerweile der 64. – in Berlin. Auch der erste Juristentag überhaupt hatte hier stattgefunden – das war noch zur Kaiserzeit, im Jahr 1860. Damals fanden Deutsche Juristentage auch noch in Posen, Stettin und Wien statt. In Berlin kamen Deutschlands Rechtskundige außerdem 1902, 1952, 1955, 1980 und 1986 zusammen. Rund 3000 Teilnehmer werden erwartet, die 700 Ehepartner und Lebensgefährten mitbringen.

Bei der Eröffnung der Tagung am Dienstag Nachmittag im ICC sprechen Bundespräsident Johannes Rau, Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). In der Politik wimmelt es von Juristen. Wowereit ist Jurist, wie auch sein Vorgänger Eberhard Diepgen und drei weitere der zwölf bisherigen Berliner Bürgermeister (Walther Schreiber, Hans-Jochen Vogel, Richard von Weizsäcker). Auf der Bundesebene setzt sich diese Quote ungefähr fort.

Die Politik ist es auch, an die sich der Deutsche Juristentag am Ende seiner Tagung mit den beschlossenen rechtspolitischen Empfehlungen wenden wird. Auf dem Programm stehen Fragen wie: Ist das deutsche Jugenstrafrecht noch zeitgemäß? Sollte das Recht der Medien harmonisiert werden? Empfiehlt es sich, das Recht der öffentlichen Unternehmen im Spannungsfeld von öffentlichem Auftrag und Wettbewerb national und gemeinschaftsrechtlich neu zu regeln?

Zu den insgesamt fünf Themen haben Professoren schon Gutachten verfasst. Jedes ist zwischen 64 und 172 Seiten lang. Das Ganze ist in Buchform erschienen und den Mitgliedern des Juristentages ins Haus geschickt worden. Im Idealfall haben sie sich den 961-Seiten-Wälzer oder mindestens das Gutachten zu ihrem Fachgebiet schon vor dem Treffen zu Gemüte geführt und wissen deshalb bei Ankunft schon, worüber zu reden ist. Dann folgen ein Einführungsreferat, die Debatte, die Erarbeitung eines Vorschlags und die Beschlussfassung. Wer jetzt noch nicht abgeschreckt ist: Auch Nichtjuristen können am Juristentag teilnehmen. Mit abstimmen dürfen sie aber nicht. Eine Anmeldefrist gibt es nicht; auch wer kurzentschlossen zum ICC fährt, kommt – gegen Zahlung von Eintritt – hinein.

Das Rahmenprogramm beginnt schon am Montag mit einem Golfturnier im Golfclub Stolper Heide und bleibt prall gefüllt bis zum letzten Punkt, einer ökumenischen Orgelvesper im französischen Dom am Freitagabend. Dazwischen lernen Deutschlands Juristen das neue Berlin kennen: Die Reichstagskuppel und den Bundestag, Kanzleramt und Ministerien, Schloss Bellevue und Bundespräsidialamt, Museen, das Kammergericht, das Kriminalgericht Moabit, das jüdische Berlin, die Hackeschen Höfe, dazu werden diverse Stadtrundfahrten und Spaziergänge angeboten. Der Kriminalhistoriker Carl-Peter Steinmann liest im Schwurgerichtssaal in Moabit Verbrechergeschichten aus seinem Buch „Tatort Berlin“. Mit erhöhtem Juristenaufkommen ist an diesen Tagen auch im Nachtleben zu rechnen – zum Beispiel im Charlottenburger Jazz Club „A-Trane“. Hier spielt der Richter am Bundesverwaltungsgericht Ralf „The Judge“ Rothkegel am Dienstag, Mittwoch und Donnerstagabend Saxophon.

Das Programm im Internet:

www.djt.de

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