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Berlin: 33 Mitarbeiter nach Manipulationen der Arbeitszeiten und Leistung entlassen

Trotzdem keine rosigen Aussichten für Schwarzfahrer- die Lücke soll schnell gestopft werdenKlaus Kurpjuweit Die BVG hat 33 Fahrscheinkontrolleure fristlos entlassen, weil sie nach Angaben des Betriebes Arbeitszeiten falsch abgerechnet oder Kontrollen vorgetäuscht hatten, die nie stattgefunden hatten. Die Mitarbeiter haben gegen die Kündigungen Klage eingereicht.

Trotzdem keine rosigen Aussichten für Schwarzfahrer- die Lücke soll schnell gestopft werdenKlaus Kurpjuweit

Die BVG hat 33 Fahrscheinkontrolleure fristlos entlassen, weil sie nach Angaben des Betriebes Arbeitszeiten falsch abgerechnet oder Kontrollen vorgetäuscht hatten, die nie stattgefunden hatten. Die Mitarbeiter haben gegen die Kündigungen Klage eingereicht. Auf die Schliche war man ihnen nach Informationen des Tagesspiegels durch gezielte Hinweise gekommen. Unter den Gekündigten befinden sich auch zwei Vorgesetzte.

Insgesamt 28 "Schaffner im Kontrolldienst" hatten über einen längeren Zeitraum hinweg ihre Arbeitszeitbögen manipuliert. Sie trugen sich als anwesend ein, obwohl sie längst nach Hause gegangen waren. So sollen fast täglich ein bis zwei Stunden herausgeschummelt worden sein. Die BVG sieht hierin einen Arbeitszeitbetrug.

Die Kontrolleure sind in der Regel in Dreier-Gruppen unterwegs. Die Mitarbeiter erstellen ihre "Effizienzstatistik" selbst. Dreist waren dabei fünf Mitarbeiter, die Kontrollen eintrugen, die sie nie vorgenommen hatten. Auch diese Mitarbeiter erhielten die fristlose Kündigung - wegen Urkundenfälschung. Gemogelt werde bei der Statistik regelmäßig, sagte ein Insider. In manchen Fällen habe der Vorstand dies nicht einmal ungern gesehen. Wenn die Mitarbeiter vorgaben, sie hätten viele Fahrgäste kontrolliert, sinkt bei der großen Zahl der angeblich Kontrollierten die Quote der ertappten Schwarzfahrer. Und die BVG wollte lange Zeit diese Rate offiziell bei etwa drei Prozent halten. Die Werte änderten sich dann auch, als die Mitarbeiter der privaten Wachschutzfirmen ebenfalls zur Fahrscheinkontrolle eingesetzt wurden. Inzwischen gibt die BVG auch offiziell zu, dass sieben bis acht Prozent der "Kunden" ohne Fahrschein mit den Bahnen und Bussen unterwegs sind.

Für die "Schaffner im Kontrolldienst" sind bei der BVG 492 Stellen vorgesehen. Einige Mitarbeiter sind jedoch an andere Dienststellen ausgeborgt - unter anderem für den Versuch mit dem elektronischen Fahrschein. Die 33 Entlassungen hinterlassen jetzt eine empfindliche Lücke, gibt die BVG zu.

Auf rosige Zeiten können sich die Schwarzfahrer jetzt aber nicht freuen. Die freigewordenen Stellen würden umgehend wieder besetzt, heißt es bei der BVG. Dafür gebe es Bewerbungen aus dem eigenen Haus. Aber auch Versetzungen aus anderen Bereichen sind möglich.

Die BVG-Mitarbeiter befanden sich bei ihren Manipulationen in "guter" Gesellschaft. Anfang der 90er Jahre hatten Wachpolizisten in der Polizeidirektion 4 in großem Stil ihre Dienstpläne gefälscht. Die Mitarbeiter waren als diensthabend eingetragen, obwohl sie frei hatten. Einzelne kassierten zwei Jahre lang ihr Gehalt, ohne einen einzigen Tag zum Dienst zu erscheinen. Ermittelt wurde gegen 379 Beschuldigte. Die meisten Verfahren wurden eingestellt oder endeten vor Gericht mit einem Freispruch - unter anderem, weil Wachbücher spurlos verschwunden waren.

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