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Alles im Fluss. Welch ein schönes Gefühl, wenn alles los geht und die Menge in Bewegung kommt.

© dpa

40. Berlin-Marathon: Im Lauf der Zeit

Beim 40. Marathon stiehlt ein Störer dem Sieger die Schau, einmal wird sogar das ganze Feld gestoppt. Die Euphorie ist trotzdem groß. Geschichten von der 42,195 Kilometer Strecke.

Der 40. Marathon in Berlin, das sind 42,195 Kilometer Strecke, 40 000 Läufer auch aus Brasilien, Griechenland und Südafrika, hunderttausende Zuschauer im Sportglücksrausch – und viele Geschichten. Wir haben einige aufgespürt.

Die süßesten Fans

Die kleine Laura, ein großer Held. Wie lange die Fünfjährige auf Omas Schultern ihr Schild „Papi, wir lieben dich“ am Zieleinlauf noch hochhalten will? „Ganz lange!“ Bela Seitz, 11, aus Kreuzberg, spielt Rollstuhlbasketball und hat mit ihrer Mutter Jutta diesmal nicht den Wecker für die Rennrollstuhlfahrer gestellt. „Kom sa, Danmark!“ – immer wieder schwenken Christina Jorgensen und Pia Bru Petersen ihre Flaggen in Rot-Weiß. So viele Dänen! Marathonläufer Mateo Jaschik von der Berliner Band „Culcha Candela“ ruft ins Mikro: „Ich bin stolz auf die Stadt. Wer ist der Beste? Berlin!“ Die meisten in der euphorisierten Menge im erstmals aus Sicherheitsgründen umzäunten Start- und Zielareal bekommen vom hohen Adrenalinpegel bei Veranstalter und Polizei nichts mit.

Die größte Aufregung

Das Siegerfoto ist diesmal trotz der Weltrekordzeit gründlich verunstaltet. Ein Störenfried betritt kurz vor dem Zieleinlauf die Strecke, rennt neben dem Führenden Wilson Kipsang her und schnappt ihm mit ausgebreiteten Armen sogar das Zielband weg, das von Sportsenator Frank Henkel (CDU) gehalten wurde. Erst im Zielraum wird der Störer festgehalten. „Wir haben ihm Hausverbot erteilt und ihn der Polizei übergeben“, sagt Renndirektor Mark Milde. Die Polizei ermittelt wegen Hausfriedensbruchs. Auch die 170 000 Euro teure Umzäunung hat die Veranstaltung nicht vor dieser Aktion geschützt.

Der 35 Jahre alte Mann war mit der Startnummer einer Läuferin aus Niedersachsen unterwegs und schon einmal als Provokateur aufgefallen: Beim Fußball-Bundesligaspiel zwischen Hannover und Augsburg am Wochenende zuvor war er auf den Rasen gelaufen. Renndirektor Milde sagte: „Natürlich bin ich verärgert.“ Aber er findet noch einen Trost: „Dann geht der Berlin-Marathon eben zweimal um die Welt.“ Einmal mit einem Weltrekord. Und noch einmal mit einem Zielfoto-Schmarotzer.

Der unterbrochene Lauf

Auch am Potsdamer Platz gibt es eine Schrecksekunde: Männer laufen mitten ins dichte Feld der Freizeitläufer, reißen die Arme hoch und halten alle an. Die Leute stauen sich, treten auf der Stelle. Dann fährt ein Polizeibus hindurch. An einer Tribüne war ein einsamer Kinderwagen aufgefallen – auch wegen des Anschlags beim Bostoner Marathon geht Berlin nun auf Nummer sicher. Im Kinderwagen sind statt gefährlicher Güter zum Glück nur Kochtöpfe, wohl die Utensilien einer Trommelgruppe. Die Läufer sind verdutzt, sie haben nicht nur Zeit verloren, sondern auch ihren Rhythmus.

Die vielseitige Band

Gerade noch haben sie beim Wahlkampf eingeheizt, nun spielen Daniela Heydeck, 43, und Uschka Thierfelder, 70, mit den „Green Igelz“ der Grünen am Mehringdamm Sambarhythmen. Die Läufer strahlen, tanzen, klatschen ab. „Wir geben denen Energie und sie uns“, sagt Heydeck.

... und dann sind alle fertig

Auch Javier Bangel aus Mexiko, weil er wegen eines Krampfes aufhören muss. Und Raquel Torrejon, Xavier Bossa und Miquel Rispa aus Andorra, weil sie gleich zum Flieger nach Barcelona müssen.

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