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Berlin: 50 000 Euro Studiengebühr – na und? Die Managerschule ESMT eröffnet heute. Benjamin Perlzweig ist dabei

Benjamin Perlzweigs Studentenleben beginnt heute früh um 8.30 Uhr.

Benjamin Perlzweigs Studentenleben beginnt heute früh um 8.30 Uhr. Aber nicht mit einem Frühstück und Kennenlernspielen, sondern mit der ersten Unterrichtseinheit im Auditorium. „Unsere Studenten wird man sicher nie auf der Wiese herumlümmeln sehen“, hat einer der Professoren schon vor Wochen verkündet.

Knapp zwei Jahre dauerten die Sanierungsarbeiten im alten Staatratsgebäude am Schloßplatz, nun kann der erste einjährige Vollzeit-Studiengang an der „European School of Management and Technology“ (ESMT) losgehen. Wo früher Walter Ulbricht und Erich Honecker – und später übergangsweise Gerhard Schröder – ihren Amtssitz hatten, werden jetzt 30 Studenten aus 16 Ländern zu Führungskräften der Wirtschaft ausgebildet. Wobei das Wort „Student“ leicht in die Irre führt, schließlich liegt das Durchschnittsalter der Teilnehmer bei 30 Jahren, alle haben Berufserfahrung. Benjamin Perlzweig ist 32 Jahre alt und war bis vor kurzem Sprecher des Computerherstellers 3com. Davor machte er Öffentlichkeitsarbeit für Burger King und Reebok, die letzten Jahre hat er in New York und London gutes Geld verdient.

Warum geht so einer zurück an die Uni? „Weil ich noch lernen will, und mit dem MBA hat man beruflich hinterher mehr Möglichkeiten.“ MBA bedeutet „Master of Business Administration“, und für viele Managerposten werde heute genau dieser akademische Grad verlangt. Perlzweig wollte schon lange den MBA machen, hatte sich auch bereits seine Lieblings-Unis ausgesucht: Oxford, Cambridge, Yale. Dann rief Bruder Daniel an, der in Berlin lebt und von „der neuen Elite-Hochschule am Schloßplatz“ gehört hatte. Was Benjamin Perlzweig besonders beeindruckte: „Die vielen Kontakte in die Wirtschaft.“ 25 Konzerne von der Deutschen Bank über Telekom bis Siemens gehören zu den Gründern der ESMT – und haben mittlerweile mehr als 100 Millionen Euro investiert. „Wer so viel Geld ausgibt, wird schon einfordern, dass hier wirklich was passiert.“

Perlzweig selbst muss ebenfalls für das Studium bezahlen: Die Schule verlangt 50 000 Euro Studiengebühr. Einen Teil davon bekommt er durch ein Stipendium erlassen – wie viel die Studenten tatsächlich nach ihrem Studium in Raten abzahlen, will die Uni nicht verraten. Nur so viel: „Weil ich mit MBA in der Tasche auf mehr Gehalt hoffen kann, dürfte ich das Geld nach einem Jahr wieder raushaben“, sagt Perlzweig. In welcher Funktion und bei welchem Unternehmen er dann arbeitet, weiß er noch nicht. „Aber sehr gerne hier in Berlin.“

Vor zwei Wochen ist Perlzweig von London weg- und in die WG seines Bruders in Prenzlauer Berg eingezogen, seitdem kann er von der Stadt nicht genug kriegen. „Ich hatte vorher so viel Negatives über die berühmte Berliner Schnauze gehört. Jetzt stelle ich fest: Die liegt mir.“ In anderen großen Städten redeten die Menschen gar nicht miteinander, „da ist Berlin herrlich unverdorben“. Leider hat Perlzweig in den nächsten Monaten kaum Gelegenheit, sich auf Berlinerisch anschnauzen zu lassen. Mindestens zwölf Stunden verbringt er täglich in der Schule. Und da findet der Unterricht komplett in Englisch statt.

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