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50 Jahre Mauerbau: Berlin gedenkt der Maueropfer

Bundespräsident Wulff ruft zu mehr Offenheit auf, Wowereit bezeichnete den Tag des Mauerbaus als den „traurigsten Tag in der jüngeren Geschichte Berlins“. Eine Gruppe Linken-Mitgliedern boykottiert eine Schweigeminute.

Bundespräsident Christian Wulff hat die Deutschen anlässlich des Gedenkens an den Mauerbau vor 50 Jahren zu mehr Offenheit aufgerufen. „Die Erinnerung an die Leben erstickende Mauer mahnt uns, die Offenheit unserer heutigen Welt und die Präsenz des Fremden in ihr auszuhalten, auch wenn es häufig anstrengend sein mag“, sagte Wulff am Sonnabend bei der zentralen Gedenkveranstaltung in Berlin. Dies erfordere Mut. Doch die Bereitschaft einer Gesellschaft, sich zu verändern, würde am Ende belohnt. Wulff sagte, das Streben nach „mehr wirklicher Freiheit“ bedeute, jedem die Möglichkeit zu geben, sich frei zu entfalten. Die nach Deutschland Eingewanderten müssten die Chance erhalten, sich besser zu integrieren.

An der Feier an der Mauergedenkstätte Bernauer Straße nahmen neben vielen weiteren Politikern auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) teil. Um 12 Uhr erinnerten Zehntausende von Menschen in Berlin mit einer Schweigeminute an die Opfer des Mauerbaus, viele Kirchenglocken läuteten, stadtweit gab es zahlreiche weitere Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag.

Wowereit bezeichnete den Tag des Mauerbaus als den „traurigsten Tag in der jüngeren Geschichte Berlins“. Viele Menschen hätten noch „in letzter Sekunde“ versucht, in den Westen zu gelangen. Die Bilder davon dokumentierten die „Unmenschlichkeit und das Unrecht“ der Mauer. Ohne Namen zu nennen, kritisierte Wowereit all jene, die Mauer und Teilung noch in der Gegenwart „nostalgisch verklären“. Für Menschenrechtsverletzungen und Tote durch Mauer und Stacheldraht gebe es „keine guten Gründe und keine Rechtfertigung“. Dafür spendeten ihm viele der geladenen Gäste und die zahlreichen Zuschauer entlang der Bernauer Straße langen Beifall.

Im Vorfeld des Jahrestages war Linken-Parteichefin Gesine Lötzsch vor allem aus der Union und der FDP sowie von ehemaligen Bürgerrechtlern kritisiert worden, weil sie den Mauerbau als logische Folge des Zweiten Weltkriegs bezeichnet hatte. An der Gedenkfeier nahm Lötzsch nicht teil. Nach Angaben eines Parteisprechers nahm sie Termine in ihrem Wahlkreis wahr. Die Linkspartei war unter anderem durch ihren Ko-Parteichef Klaus Ernst und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau vertreten. Der ebenfalls anwesende Spitzenkandidat der Berliner Linken, Harald Wolf, sowie der Berliner Parteichef Klaus Lederer hatten sich zuvor von Lötzsch abgegrenzt, indem sie erklärten: „Kein Ideal und kein höherer Zweck kann das mit der Mauer verbundene Unrecht, die systematische Einschränkung der Freizügigkeit und die Gefahr für Freiheit sowie an Leib und Leben, beim Versuch das Land dennoch verlassen zu wollen, politisch rechtfertigen.“

Auf einem Landesparteitag der Linken in Rostock provozierte die Bewertung des Mauerbaus weiteren Streit. Grund war ein Positionspapier, in dem es hieß, die damalige Entscheidung sei für die Sowjetunion und die DDR „ohne vernünftige Alternative“ gewesen. Der Fraktionsvize der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, kritisierte das scharf: „Sozialismus, Demokratie und Freiheit sind mit Mauern nicht erreichbar.“ Bartsch rügte eine Handvoll Teilnehmer, die während einer Gedenkminute demonstrativ sitzen blieben: „Für die Toten erhebt man sich, ohne Wenn und Aber.“ Jeder Tote sei für die Linke ein Grund zu trauern.

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