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Berlin: 60 Kilo Säugling

Ganz schön tief, dieses Becken. Ziemlich anstrengend für ein Flusspferdkind, sich immer wieder vom Boden abzustoßen mit den kleinen Schweinsfüßchen und an der Oberfläche Luft zu holen.

Ganz schön tief, dieses Becken. Ziemlich anstrengend für ein Flusspferdkind, sich immer wieder vom Boden abzustoßen mit den kleinen Schweinsfüßchen und an der Oberfläche Luft zu holen. Wenn man doch nicht schwimmen kann! Am Freitag haben sie das moppelige Baby, das keine drei Wochen alt ist, aus dem lauwarmen, seichten Wurfbecken ins tiefe geholt. Jetzt amüsiert sich alles über sein hilfloses Gestrampel: hops, vom Boden weg, Schnauze aus dem Wasser, Ohren auf Propellerbetrieb, damit das Wasser rausgeht, und – pffft – die Luft raus aus den kleinen Nasenlöchern. Und dann kann man ja noch versuchen, auf Mama Kathis Rücken zu klettern, auch wenn der ziemlich rutschig ist. Aber wenn man den Po ein bisschen gegen den Beckenrand drückt, geht’s. Bloß nicht weg von Mutters Seite. Allenfalls ein bisschen spielen. Nach einer Weile klappt das schon. Auf alle Fälle gefällt es Bubi, dessen Haut noch weich ist wie ein Marshmellow, besser als in dem flachen Wurfbecken. War stinklangweilig da in den letzten Tagen. Mama Kathi hat die ganze Zeit gepennt, nur ab und zu den mächtigen Leib beiseite gewälzt, damit der Kleine abtauchen konnte zu den Zitzen. Denn Trinken findet bei Nilpferds im Wasser statt. Als Knautschkes Nachfolger gilt „der Kleene“ schon, obwohl er längst keine zweieinhalb Tonnen wiegt wie sein berühmter Vorgänger. Aber 60 Kilo hat er bestimmt. Nur wie er den ganzen Speck an Land balancieren soll, weiß er noch nicht. Als Mama Kathi abends mit wiegendem Wanst aus dem Becken zur Mahlzeit walzt, tapst er unsicher hinterher, das Schwänzchen zwischen die Pobacken geklemmt. Kaum zu glauben, dass Baby Flusspferd es auf kurzen Beinen einmal auf 40 Kilometer pro Stunde bringen soll. Immer wieder knickt es ein, landet mit dem gut gepolsterten Hintern auf dem Boden. Während Mama Berge von Heu und Obst zermahlt, probiert Kind schon mal das Erwachsensein, nimmt einen Haps ins zahnlose rosa Maul – und spuckt das Zeug wieder aus. Dreckig machen kann es sich schon: Nach der Aktion ist es über und über voll mit grünem Staub. Na und? Dann eben wieder rein ins Wasser...

Anne Seith[Foto: dpa, Pilick]

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