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Das Fanhaus von Union.

© dpa

60 Minuten Zeit für Vorbereitung zum Einzug: Die Flüchtlinge kommen - nicht - doch!

Beim Einzug von 112 Flüchtlingen in das Union-Fanhaus in Berlin entstand eine skurrile Situation. Schuld war wohl eine Kommunikationspanne.

Seit Montag 20 Uhr leben 112 Flüchtlinge im Fanhaus des 1. FC Union, gut versorgt. So selbstverständlich ist das nicht. Denn am Montag um 19 Uhr noch fuhr Heimleiter Peter Hermanns entspannt nach Hause, im Hinterkopf die Nachricht: Flüchtlinge kommen frühestens am Dienstagnachmittag.

Die Geschichte dieses Einzugs ist wohl auch die Geschichte von strukturellen Problemen des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso), das die Flüchtlinge verteilt. „Natürlich können Menschen Fehler machen“, sagt Hermanns, „aber dieser Fall ist doch skurril, so etwas darf einfach nicht passieren. “

Passiert ist, dass Hermanns, erfahrene Führungskraft des Heim-Betreibers Internationaler Bund, am Montag um 14 Uhr darauf vorbereitet war, dass rund 120 Flüchtlinge am Nachmittag ins Fanhaus des Fußballklubs in die Lindenstraße 18 einziehen würden. „Das war sogar verabredet“, sagt er. Allerdings fehlte noch die Bestätigung durch die Behörde. Hermanns jedoch hatte sich zur Sicherheit so verhalten, als stünde der Einzug fest. „Der Caterer, bei dem ich Abendessen bestelle, reagiert ja auch nicht innerhalb weniger Minuten.“ Also teilte Hermanns auch 15 ehrenamtliche und fünf hauptamtliche Mitarbeiter für den Nachmittag ein.

Um 16 Uhr meldete sich das Lageso erneut: Entwarnung, Flüchtlinge kommen erst am Dienstagnachmittag. Also bestellte Hermanns das Abendessen wieder ab und schickte alle Mitarbeiter nach Hause. Er selber fuhr um 19 Uhr in den Feierabend. Bis erneut das Lageso anrief, diesmal mit der Botschaft: Um 20 Uhr ziehen 112 Flüchtlinge ins Fanhaus ein. „Das ist jetzt ein Scherz“, erwiderte Hermanns. Es war kein Scherz.

Hermanns erreichte den Geschäftsführer des Caterers privat, und der musste nun doch innerhalb weniger Minuten reagieren. Der Heimleiter alarmierte derweil in größter Hektik all jene Mitarbeiter, die er nach Hause geschickt hatte. Das Kunststück gelang: Um 20 Uhr konnten die Flüchtlinge einziehen.

Nur, wie konnte es zu diesem Hin und Her kommen? Das Lageso, sagt Hermanns, habe selber die Begründung geliefert. Der Einzug der Flüchtlinge sei an zwei Stellen des Lageso verwaltet worden. Die eine Stelle habe das Fanhaus als Unterkunft registriert, allerdings ohne Wohnanschrift. Die andere Stelle habe das Haus mit der Anschrift Lindenstraße 18 dokumentiert. Die Stelle, die keine Adresse gehabt habe, habe intern nur mitbekommen, dass 112 Flüchtlinge in der Lindenstraße 18 untergebracht werden. Dass es sich dabei um das Fanhaus handelte, bemerkten die Mitarbeiter mangels Adresse nicht. Sie glaubten, dass das Haus nun für weitere Flüchtlinge bereitstünde, und die sollten am Dienstagnachmittag einziehen. Erst um 19 Uhr sei das Missverständnis geklärt worden. Eine Stellungnahme des Lageso war nicht zu erhalten.

Leidtragende, sagt Hermanns, sind ja vor allem die ehrenamtlichen Mitarbeiter. „Ohne sie gäbe es Riesenprobleme. Aber man kann sie ja nicht nach Belieben hin- und herschieben.“

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