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Steinmeier besuchte 2017 das Friedenszentrum in Israel.

©  Carsten Koall/dpa

70 Jahre jüdisch-arabisches Friedenszentrum: Bundespräsident Steinmeier lobt Arbeit von Givat Haviva

Frank-Walter Steinmeier besuchte die Feier anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Friedenszentrums Givat Haviva. Er lobte die „großartige Arbeit".

Von Sabine Beikler

Wie viele Male er schon Israel besuchte, kann Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nicht genau sagen. Er schätzt, dass er „20- bis 22-mal“ in Israel war, „oft in besonderen Krisensituationen“. Der Bundespräsident besuchte 2017 auf einer politisch schwierigen Reise auch das jüdisch-arabische Friedenszentrum Givat Haviva zwischen Tel Aviv und Haifa. Anlässlich des 70-jährigen Bestehens von Givat Haviva war der Bundespräsident mit Gattin Elke Büdenbender am Montagabend zum Empfang in die Residenz des israelischen Botschafters gekommen.

Steinmeier lobte das Friedenszentrum, das „großartige Arbeit“ im Großen wie im Kleinen leiste. Aber er kam in seiner Rede auch auf die aktuelle Entwicklung in Deutschland zu sprechen. Der Bundespräsident erwähnte den rechtsextremen Terroranschlag in Halle, bei dem am 9. Oktober zwei Passanten ermordet wurden, nicht wörtlich, aber alle 150 Gäste in der Residenz von Botschafter Jeremy Issacharoff in Schmargendorf wussten, was er meinte.

„Wir haben lange geglaubt, dass uns diese Entwicklung erspart bleibt. Das ist nicht der Fall. Der Kampf, das Eintreten gegen Antisemitismus ist nicht erledigt“, sagte Steinmeier. „Er muss sichtbar und verstärkt in der Gesellschaft fortgeführt werden. Juden sollen hier selbstbewusst leben. Denn jüdisches Leben gehört zu einer Selbstverständlichkeit in diesem Land.“

Hinter dem Rednerpult stand auf einem Aufsteller ein Leitspruch des deutschen Freundeskreises von Givat Haviva: Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg und Gewalt. Givat Haviva wurde 1949 gegründet und leitet den Namen von der jüdischen Widerstandskämpferin Haviva Reik ab. Das Bildungs- und Begegnungszentrum bietet neben einem Kunst- und Frauenzentrum auf seinem Campus Sprachprogramme an, die von jüdischen und arabischen Lehrern unterrichtet werden.

Zentrum fördert Dialog zwischen Arabern und Juden

Mehr als 60.000 Besucher aus Israel und aller Welt nehmen jedes Jahr an diversen Programmen teil. 2018 wurde auch die Givat Haviva International School, ein internationales Oberstufeninternat, eröffnet. Das Zentrum fördert den Dialog zwischen Arabern und Juden in Israel. 2001 wurde Givat Haviva mit dem „Unesco Prize for peace education“ ausgezeichnet. Der deutsche Freundeskreis mit der Vorsitzenden Ruth Ratter unterstützt seit 24 Jahren die Arbeit von Givat Haviva und hat inzwischen viele Kooperationen aufgebaut.

„Es ist nicht nur eine Schule“, betonte der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff. „Die Mission von Givat Haviva ist es, Brücken zu bauen und Vertrauen zu schaffen zwischen Juden und Arabern“, betonte der Botschafter. Issacharoff, der unter anderem als Berater von Benjamin Netanjahu und als Vize-Generaldirektor im israelischen Außenministerium tätig war, erwähnte auch politische Verhandlungen, die er mitgeführt habe, in denen „persönliche und diskrete Kontakte“ natürlich eine große Rolle gespielt hätten.

In diesen Zeiten lebe man in einer „komplexen Realität“, sagte der Diplomat. Aber Frieden schaffen müsse man mit Menschen an der Basis. Ein gutes und friedliches Zusammenleben kann man eben nicht durch das Erlassen von Dekreten veranlassen.

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