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Berlin: 9000 Euro zu viel bekommen – und nichts bemerkt?

Anonymer „Intimus“ erhebt Vorwürfe gegen Polizeipräsidenten

In einem anonymen Schreiben, das gestern dem Tagesspiegel zuging, werden schwere Anschuldigungen gegen Polizeipräsident Dieter Glietsch erhoben. In dem mit „Intimus“ unterzeichneten Schreiben wird Glietsch vorgeworfen, im Mai diesen Jahres unberechtigt 9000 Euro an Gehalt zuviel bezogen zu haben. Hintergrund ist die Übernahme des Amtes als Polizeipräsident und der damit verbundene Wechsel von Nordrhein-Westfalen nach Berlin. In dieser Zeit habe Glietsch „übergangsweise weiterhin Gehalt vom Land NRW“ bezogen. Durch einen Verwaltungsfehler der Berliner Behörde wurden ihm zudem Bezüge in Höhe von 9000 Euro überwiesen. „Es dürfte anzunehmen sein“, schreibt der Anonymus, „dass Dieter Glietsch die Zahlung jener 9000 Euro auch ohne eine besondere Nachprüfung nicht entgangen ist.“ Den Fehler habe Glietsch seinem Dienstherrn jedoch nicht angezeigt, obwohl das beamtenrechtlich seine Pflicht gewesen wäre.

„Eine Klärung wurde vielmehr seitens der untergebenen Polizeiverwaltung ausgelöst, als dort von einer Sachbearbeiterin nach mehr als drei Monaten der Tatbestand der Überzahlung festgestellt wurde“, heißt es in dem Schreiben. Auf Nachfrage des Tagesspiegels bestätigte der Polizeipräsident, dass er in der vergangenen Woche telefonisch darüber informiert worden sei, dass durch einen Fehler eine Überzahlung stattgefunden habe. Er habe sich daraufhin sofort mit dem Leiter der Polizeiverwaltung in Verbindung gesetzt, um den Vorgang zu prüfen. Den Vorwurf, er habe eine Überzahlung nicht anzeigen wollen, „weise ich zurück“, sagte Glietsch. Wenn zu Recht eine Rückforderung bestünde, werde er diese sofort begleichen. Er lege Wert darauf, so Glietsch, „dass hier so verfahren wird, wie es in der Behörde üblich ist“.

Dass Polizeipräsident Glietsch die Summe bewusst unterschlagen wollte, ist wenig wahrscheinlich. Zu den Aufgaben der Buchhaltung im Polizeiverwaltungsamt gehört es auch, die Bezüge der Beamten und Beamtinnen in bestimmten Abständen auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Die Chance, dass ein fehlerhaft verbuchter Betrag in dieser Höhe auf Dauer nicht bemerkt wird, ist somit gering.

Eines aber dürfte die Affäre dennoch zeigen: Nach rund einem halben Jahr im Amt hat sich der als menschlich kühl und wenig zugänglich geltende Polizeipräsident Dieter Glietsch in seiner Behörde bereits persönliche Feinde geschaffen.

Otto Diederichs

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