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Berlin: Aal und Zander machen sich rar in Berlins Seen

Doch die Wasserqualität ist in den letzten Jahren besser geworden. Baden ist meist ohne Probleme möglich

Anfang Juli lief die Berliner Mischwasserkanalisation nach einem Unwetter über, und zahllose Fische starben: Ein bedauerliches Phänomen, das in den letzten Jahren aber immer seltener geworden ist und in fernerer Zukunft völlig ausgeschlossen werden soll. Dies jedenfalls versichern die Experten der Umweltverwaltung, die sich dafür rühmen können, dass die Wasserqualität der Berliner Seen und Flüsse seit Mitte der 80er Jahre im Westteil und seit 1991 auch im Osten der Stadt zunehmend besser geworden ist. Längst ist keine Frage mehr, dass Baden in den Seen und Fließgewässern , die Spree ausgenommen, ohne Probleme möglich ist.

Vorzeigeobjekt der Entwicklung ist der Tegeler See, den Umweltsenatorin Ingeborg Junge-Reyer im Beisein von Journalisten gestern an Bord des Forschungsschiffs „Piscator“ umrundete. Der See wird durch die Phosphat-Eliminierungsanlage gespeist, mit der die einstige Überdüngung des Wassers durchgreifend gesenkt werden konnte – flankierend wird immer noch Sauerstoff eingeleitet, aber die Situation ist längst entfernt vom einst so bedrohlichen Sauerstoffmangel. Das Land hat sich diese Maßnahme seit 1985 rund 210 Millionen Euro kosten lassen. Auch die Entschlammung des Kleinen Müggelsees und die Teilsanierung des Rummelsburger Sees waren teure Projekte, die sich als erfolgreich erwiesen haben.

Trotz der Anstrengungen werden in Berlin die aktuellen Anforderungen der EU bislang noch nicht erfüllt. Man sei sich des Problems bewusst, erläutert Dietrich Jahn von der Umweltverwaltung. Aber es habe wenig Sinn, die vierte Klärstufe schon jetzt einzusetzen, solange das aus den angrenzenden Bundesländern einströmende Wasser noch zu viel Schadstoffe mitbringe.

Den Fischen bekommt die zunehmende Wasserqualität gut. Früher eher rare und empfindliche Fische wie Quappe, Steinbeißer und Wels verbreiten sich zunehmend. Allerdings sind den 30 regionalen Berufsfischern in den letzten Jahren deutlich weniger Aale und Zander ins Netz gegangen, die beiden mit Abstand wirtschaftlich wichtigsten Sorten. Die Gründe sind vielfältig: Beim Aal, der aus der Sargassosee kommt, scheint es an Veränderungen des Golfstroms ebenso zu liegen wie an örtlichen Problemen wie undurchlässigen Schleusen, meint Lutz Puchmüller, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Fischereiamt. Beim Zander, der nicht wandert, liegt es offenbar eher an einem natürlichen Nahrungszyklus: Sind die bevorzugten Beutefische dezimiert, sinkt auch die Zahl der Zander. Indessen steigt die Zahl der Jungzander in letzter Zeit, und der Aalbestand wird seit 2005 mit einem Pilotprojekt „Laichbestandserhöhung“ hochgepäppelt. Die Berliner Berufsfischer haben im vergangenen Jahr rund 284 Tonnen Fisch aus dem Wasser gezogen, die 25000 aktiven Angler weitere 60 Tonnen – ein knappes Drittel davon gilt als Speisefisch, der Rest wird verfüttert oder in Biogasanlagen verarbeitet.

Wichtigstes Hilfsmittel bei der Überwachung ist das Forschungsschiff „Piscator“, das in Berlin und Brandenburg eingesetzt wird. Es wurde 2003 für eine halbe Million Euro angeschafft, drei Viertel dieser Summe kamen aus EU-Mitteln. Es erlaubt die kontinuierliche Kontrolle der Wasserqualität und Messung der Fischbestände. An Bord können außerdem Sediment- und Schwebstoffproben ausgewertet werden.

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