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Berlin: Ab 22 Uhr kriegen die Gäste am Strand einen Korb

Weil es immer wieder Ärger gab, ist der Bundespressestrand umgezogen. Jetzt liegen Betreiber und Bezirksamt über den Schallschutz im Clinch

Das Bezirksamt Mitte und die Betreiberinnen des Bundespressestrandes liegen im Clinch. Mal wieder. Erst waren die Liegestühle aus Sicht des Amtes zu dicht am Ufer aufgebaut. Dann störte die Behörde der Lärm – zu laut für die Bundestagsabgeordneten im Paul-Löbe-Haus. Und schließlich befand das Amt, dass sich der Alkoholausschank mit dem Ansehen der Politiker nicht vertrage. Ergebnis: Die Strandbar bekam keine neue Genehmigung für ihren Standort zwischen Reichstag und Bundespressekonferenz – und zog um ans Kapelleufer. Dort liegt sie nun einsam an der S-Bahntrasse Bundespressekonferenz und Lehrter Bahnhof.

Dennoch gibt es wieder Ärger. Dieses Mal geht es um Lärmschutz, genauer: um ein Schallschutzgutachten. Demzufolge dürfen Johanna Ismayr und Simone Leiske nach 22 Uhr zwischen Strandkörben und Liegestühlen höchstens noch 200 Gäste bewirten. „Das entspricht in etwa der Kapazität einer Kneipe“, sagt Johanna Ismayr. Auf dem 3000 Quadratmeter großen Grundstück wäre Platz für mindestens 500 Menschen. „Wir verstehen diese ruinöse Vorgabe nicht, aber wir halten uns wohl oder übel daran – solange sie Bestand hat.“ Sie verweist darauf, dass es rund um das Riesengelände nur wenige Anwohner gibt, „zu denen wir außerdem guten Kontakt pflegen“.

Ismayrs Zusage, die neue Vorgabe einzuhalten, ist dem Umweltamt zu wenig. Nicht überprüfbar, moniert dessen Leiter Eckhard Wolter in einem Brief an Ismayr: „Ich erwarte von Ihnen als Betreiberin eine konkrete, überschaubare und kontrollierbare Lösung für die Zeit nach 22 Uhr.“ Er schlägt „z. B. die entsprechende Beschilderung und Schließung eines festgelegten Teiles (50%) des Schankgarten-Bereiches“ vor. „Anderenfalls werde ich dem Ordnungsamt (vormals Wirtschaftsamt) keine Zustimmung zu Ihrem Vorhaben geben.“

Zudem gibt es Streit um Großveranstaltungen, bis zu 16 jährlich erlaubt das Amt. Fernseh-Shows, Partys von Parteien und Firmen seien geplant, sagt Ismayr, „mit bis zu 5000 Besuchern, die können wir nicht um 22 Uhr nach Hause schicken“. Vom Umweltamt war dazu gestern keine Stellungnahme zu bekommen. Der Chef sei im Urlaub, hieß es.

Bisher hatten sich Senatskanzlei und die Stadtentwicklungssenatorin auf die Seite des Pressestrandes gestellt – weshalb Ismayr ein weiteres Mal auf Unterstützung hofft. Senatssprecher Michael Donnermeyer sagte gestern: „Wir können derzeit nicht sagen, ob die Auflagen berechtigt sind. Wir prüfen noch.“ Ähnlich äußerte sich Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) über eine Sprecherin: „Wenn es um Lärmverordnung und Gaststättenverordnung geht, ist es meist juristisch heikel. Wir müssen prüfen, inwieweit wir etwas in dieser Sache unternehmen können.“ Intern ist man dem Unternehmen Pressestrand nach wie vor wohlgesonnen. Aber es wächst der Ärger darüber, dass Probleme zuerst in die Öffentlichkeit gelangen und erst dann an den Verhandlungstisch.

Marc Neller

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