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Berlin: Abend der Geständnisse

Steifer Auftakt, lockeres Ende: Die Rotkreuz-Gala

Manchmal passiert es einfach. Und hinterher weiß keiner so genau warum. Da wird aus einer stocksteifen BenefizGala eine ganz persönliche Veranstaltung, bei der die Promis plötzlich ihr Herz ausschütten.

Bei der Rotkreuz-Gala Samstagabend zum Beispiel. Im Deutschen Theater sammelte die Hilfsorganisation mit einer Benefiz-Show Spenden für Projekte gegen Kinderarmut. Mehr als 500 Gäste aus Politik und Wirtschaft hatten 350 Euro Eintritt bezahlt. Nach einem Begrüßungscocktail trat Montserrat Caballé auf, anschließend wurden Lose verkauft, es gab eine Abba-Musikshow und ein DJ legte auf. Und eigentlich Grund zur Freude, denn die angepeilten 100000 Euro an Spenden werden wohl zusammengekommen sein. Dennoch: Die Atmosphäre blieb förmlich – bis halb zehn.

Ausgerechnet der Bundespräsident machte den Anfang. Bei einem seiner letzten Auftritte als Staatsoberhaupt erzählte Johannes Rau plötzlich ganz freimütig, was er an einem Politikerleben so gar nicht lustig findet. „Ich habe in meinem ersten Jahr als Oberbürgermeister von Wuppertal bei einer Tombola mal ein Auto gewonnen“, so der 74-Jährige, „das musst du als Politiker natürlich sofort spenden.“ Lange Zeit habe er wenig erfreut an diesen Tag zurückgedacht.

Und während Rau sich ein Pils bestellte, muss auch Designerin Jette Joop unbedingt etwas loswerden. In kleiner Runde erzählt sie von der Angst, die ihr die Rolle als Rotkreuz-Botschafterin macht. Seit einiger Zeit setzt sie sich für die Opfer von Landminen ein. Jetzt soll sie für das Rote Kreuz einige Projekte in Afrika besuchen. „Ich sitze abends vor dem Fernseher und weine, wenn ich solche Berichte sehe“, sagt die 36-Jährige, „ich habe große Angst vor der Reise.“ Sie will trotzdem fahren. „Diese Menschen brauchen die Hilfe.“

Und dann war da noch der Schweizer Ex-Botschafter Thomas Borer mit Ehefrau Shawne Fielding-Borer . „Ich bin ehrlich richtig froh, dass ich kein Botschafter mehr bin“, sagte der 47-Jährige. Über die Gründe gab er sich sibyllinisch: „Wer das einmal gemacht hat, weiß wovon ich rede.“ Aber einen Job als Rotkreuz-Botschafter hat er dann am Ende doch noch angenommen. jule

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