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Nicht nur beim Grillen hinterlassen die Berliner gern einmal etwas mehr Müll.

© dpa

Abfall: Warum Berliner die Stadt verschmutzen

Der Berliner und der Dreck – irgendwie gehören sie zusammen. Die Stadt jedenfalls gilt als besonders schmutzig. Nun haben Forscher herausgefunden, warum. Die BSR will reagieren.

Zigarettenkippen werden einfach fallen gelassen, Verpackungen aus dem Imbiss bleiben auf Bänken liegen, Flaschen – und Scherben – „schmücken“ Grünanlagen, und dann gibt es ja auch noch die Hundehaufen auf den Gehwegen oder in den Sandkästen der Spielplätze. Die Stadtreinigungsbetriebe (BSR), deren Mitarbeiter die Hinterlassenschaften meist beseitigen müssen, wollten es jetzt wissen und ließen nach den Ursachen forschen – streng wissenschaftlich mit Hilfe von Psychologen der Humboldt-Universität.

Etwas überrascht war man, dass vor allem Frauen Dreck hinterlassen: 54 Prozent der Ertappten waren weiblich. Eine Erklärung dafür fand man nicht. Die größten Umweltfrevler, „Litterer“ genannt, fanden die Wissenschaftler mit einem Anteil von 47 Prozent unter den 21- bis 30-Jährigen, Weiblein und Männlein vereint. Aber auch die Älteren mischen beim Vermüllen der Stadt kräftig mit; die Gruppe der über 40-Jährigen ist mit 23 Prozent dabei. Nur 18 Prozent macht der Anteil der unter 20-Jährigen aus.

Häufigste Sünde ist das Wegwerfen von Zigarettenkippen. Mit 70 Prozent liegt der Anteil der dabei ertappten „Litterer“ weit an der Spitze. Erst mit 6,6 Prozent folgen biologisch abbaubarer Müll wie Obstreste und Take-Away-Verpackungen mit 6,2 Prozent. Der Anteil von Hundekot liegt bei 3,5 Prozent. Dabei kann das Wegwerfen von Kippen bis zu 50 Euro kosten. Wer Hundekot nicht entfernt, muss mit einem Bußgeld bis zu 75 Euro rechnen. Und wer Verpackungen einfach liegen lässt, was auch gegen das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz verstößt, kann bis zu 100 Euro loswerden.

Müll sammelt sich vor allem dort, wo es schon dreckig ist. Die Studie nennt hier öffentliche Plätze, Gehwege, Haltestellen und Grünanlagen. Häufig gaben die Frevler an, keinen oder nur überfüllte Abfallbehälter gesehen zu haben. Allerdings standen fünf Prozent unmittelbar neben einem Papierkorb, und 36 Prozent hätten nicht weiter als zehn Meter zu einem Behälter gehen müssen. Bequemlichkeit haben die Wissenschaftler als Hauptgrund herausgefunden.

Trotzdem will die BSR reagieren. Zumindest die Ausrede, es gebe zu wenig Abfallbehälter, soll nicht gelten können. „Wir stellen noch mehr Behälter auf“, kündigt BSR-Sprecherin Sabine Thümler an – am liebsten von Weitem erkennbar im Unternehmens-Orange. Doch strenge Vorschriften der Behörden zwingen zum Teil auch zum weniger auffälligen Grau oder Grün. Und in sicherheitsrelevanten Bereichen finden sich meist gar keine Behälter.

Wo sie ausgewechselt werden müssen, montiert die BSR neue Typen, die vandalismussicher sein sollen und auch einen Aschenbecher für die Kippen haben. Und sie sollen noch häufiger geleert werden, sagt Thümler.

Für die Leerung böte sich der späte Nachmittag an. Denn, so haben es die Wissenschaftler ermittelt, am meisten werfen die Berliner nachmittags weg. Bei 56 Prozent lag hier der Anteil, während es in den Abendstunden nur 19 Prozent waren. Der „Litterer“ bleibt eben ein Rätsel.

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