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Berlin: Abfallentsorgung nach Zehlendorfer Art: Pack’ die Mülltüte ein!

Von Stefan Jacobs und Rainer W. During Zehlendorf.

Von Stefan Jacobs

und Rainer W. During

Zehlendorf. „Der neue Hit: Der Müll kommt mit!“, verkündet neuerdings ein Schild am Weg vom S-Bahnhof Schlachtensee zur Badestelle. Unter dem Slogan findet sich eine Abhandlung über die Nachteile von Mülleimern – und damit die Erklärung, warum das Bezirksamt die Behälter rund um den See vor Pfingsten abmontiert hat. Doch schon am Pfingstmontag zeigte sich: Den Müll zurückzulassen ist einfacher als den Müll mitzunehmen.

Am Freitag konnten verblüffte Sonnenbader von der Liegewiese aus den Umweltstadtrat beim Einmotten der Abfallkörbe beobachten. Die Aktion war der Anfang vom Ende der Müllbehälter in öffentlichen Grünanlagen des Bezirkes. Anders als Spandau bietet das Steglitz-Zehlendorfer Bezirksamt den Bürgern aber eine Alternative: An die Besucher werden von der Stiftung Naturschutz finanzierte Tüten verteilt, mit denen sie ihre Abfälle mit nach Hause nehmen sollen. Damit will der Bezirk wenigstens einen Teil der rund 500 000 Euro einsparen, die ihn die Müllentsorgung jährlich kostet. Abgebaut wurden zunächst die Abfallkörbe am Schlachtensee und an der Krummen Lanke. In anderen Parks sollen die Behälter zunächst dort enfernt werden, wo verstärkt Hausmüll entsorgt wird, sagte der Stadtrat. Spielplätze würden ausgenommen.

An der Aktion beteiligen sich auch Naturschutzverbände, deren Vertreter am Pfingstwochenende die ersten der 3000 braunen Papiertüten an die Bürger austeilten. Sie wollen die Besucher erziehen. Bis der Vorrat alle ist, sollen sich alle daran gewöhnt haben, ihren Müll mit nach Hause zu nehmen.

Die ersten Resultate des Versuches waren gestern zu besichtigen. Rings um den Schlachtensee sah es aus, wie man es von Zehlendorf erwartet, also wie geleckt. Gut, vereinzelt verbargen sich Getränkekartons, Taschentücher und die Hüllen von Müsliriegeln in den Büschen am Ufer. Außerdem hingen drei der neuen Öko-Tüten gefüllt in den Bäumen. Die sonstigen Folgen des Wochenendes waren allerdings schon beseitigt, weil Mitarbeiter des Natur- und Grünflächenamtes morgens ihre Runde gedreht hatten. „Diese Tour war aber bisher auch schon jeden Tag fällig“, sagt Norbert Fußwinkel von dem Amt. Fußwinkel steht mit seiner Telefonnummer auf den neuen Schildern und „für Rückfragen zur Verfügung“. Bis zum gestrigen Nachmittag habe er aber nur drei Anrufe verärgerter Bürger bekommen, sagt er. Tagesspiegel-Leser berichteten allerdings, dass die Umgebung der Krummen Lanke sich im Laufe des langen Wochenendes in eine Art Deponie verwandelt hatte. Anwohnerin Marella Katz: „Da lagen Leute mit Kindern zwischen dem Abfall – das war eine Zumutung!“

Spaziergänger am Schlachtensee sahen die Aktion gestern mit Skepsis . „Man kann es ja mal versuchen“, sagte eine Frau, die oft am See unterwegs ist. „Sowas funktioniert hier auch eher als am Viktoriapark oder im Tiergarten“, meinte ihr Begleiter. Andere fanden die Idee, Papierkörbe abzubauen, dagegen unsinnig: „Ich finde nicht, dass es einen Versuch wert ist“, sagte eine Frau. „Dazu ist das Gebiet hier zu frequentiert.“ Ein mit Fernglas und Teleobjektiv behängter Hobby-Ornithologe meinte: „Noch sieht es hier ja besser aus als in einem Naturpark. Vielleicht verwahrlost die Gegend ja nur ganz langsam.“

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