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Keine Schokoherzen von Air Berlin, aber immerhin ein 40-Zentimeter-Modell gehört jetzt dem Technikmuseum.

© Imago/Manngold

Abflug in die Geschichte: Air Berlin kommt ins Museum

Das Deutsche Technikmuseum hat viele Erinnerungsstücke der insolventen Airline erworben. Sie folgt damit anderen Berliner Firmen.

Das weithin sichtbare Wahrzeichen des Deutschen Technikmuseums am Gleisdreieck ist seit langem der an der Fassade schwebende Rosinenbomber, wie er von Schokoladenfliegern wie dem berühmten Gail Halvorsen während der Luftbrücke gesteuert worden war. Um Schokolade, aber nicht nur um sie, geht es auch bei der neuesten Erwerbung des Museums: ein 40 Zentimeter hohes Modell der beliebten, leider der Vergangenheit angehörenden Schokoladenherzen von Air Berlin.

Der insolventen Airline, die am 27. Oktober 2017 den Flugbetrieb eingestellt hatte, ist also nun ein zweites, museales Leben beschert. Wie das Museum am Freitag mitteilte, habe es „ein Konvolut museal bedeutsamer Objekte und Dokumente“ aus dem Air-Berlin-Bestand übernommen. Die Initiative ging vom Museum aus, das für die zur Insolvenzmasse gehörenden Teile, mehr als 100 größere und viele weitere kleinere Objekte, auch bezahlte, doch wurde über den Preis Stillschweigen vereinbart.

Die Bolle-Schau auf einem Kladower Supermarkt-Parkplatz.
Die Bolle-Schau auf einem Kladower Supermarkt-Parkplatz.

© André Görke

Das Technikmuseum verfügt nun über die komplette Ausstattung des Kabinen-Showrooms mit zehn Sitzreihen der Business und Economy Class, samt aller zur Kabinenausstattung gehörenden Teile. Das Großobjekt befand sich in der Firmenzentrale am Saatwinkler Damm, diente dazu, Kunden, Journalisten und Mitarbeitern neue Ausstattungen vorzustellen, oder auch für Veranstaltungen mit bordeigenem Catering. Auch übernahm das Museum zwei Großmodelle der Flugzeuge A320 und Boeing 737, Uniformen aus der Geschichte des Unternehmens, Großfotos der Flugzeuge, das letzte gedruckte Ticket aus der Zeit des Übergangs zur Online-Buchung, Plakate, Merchandising-Artikel und einen kompletten Satz Bordmagazine aus 40 Jahren Air Berlin. Die Sammlung kommt zunächst ins Depot, wird dort erfasst, aufbewahrt und gegebenenfalls restauriert. Einzelne Objekte werden „in naher Zukunft“ in der Dauerausstellung zur Luftfahrt oder im Rahmen einer Sonderausstellung gezeigt.

Schon jetzt hat das Museum viele Objekte traditionsreicher Berliner oder Brandenburger Firmen in seiner Ausstellung oder im Depot, etwa eine Stahltaube von 1914 der Emil Jeannin Flugzeugbau GmbH in Johannisthal oder Bücker-Maschinen aus Rangsdorf. Den Tropfenwagen des Berliner Herstellers Rumpler findet man ebenso wie Fahrzeuge der alten Berliner Automarke NAG. Auch das AEG-Firmenarchiv lagert im Museum, in dem man ebenso auf ruhmreiche Berliner Firmennamen wie Borsig, Schwartzkopff und Bolle stößt.

Im Deutschen Technikmuseum werden viele Erinnerungen an frühere Berliner Traditionsfirmen aufbewahrt.
Im Deutschen Technikmuseum werden viele Erinnerungen an frühere Berliner Traditionsfirmen aufbewahrt.

© Kitty Kleist-Heinrich

Der alten Meierei ist auch eine privat erstellte, überdimensionierte Vitrine hinter der Rewe-Filiale an der Sakrower Landstraße in Kladow gewidmet, samt Milchkutsche und dem roten Firmenzeichen auf dem Dach (die Geschichte dazu lesen Sie hier).

Auch auf der Domäne Dahlem gibt es zwei alte Bolle-Milchflaschen, aber lieber stellt man dort doch die eigene Geschichte dar, als die Domäne, damals noch Stadtgut, der Lieferant von „Vorzugsmilch“ war. Das war zwischen 1950 und 1976, der Betrieb war in die für eine eventuelle neue Blockade gedachte Vorratshaltung, die so genannte Senatsreserve integriert, die in diesem Fall eben nicht in Dosen, sondern auf vier Beinen daherkam. Nur eigens lizensierte, damit besonderer Stallhygiene unterworfene Betriebe durften unpasteurisierte Vorzugsmilch verkaufen, woran in der Dauerausstellung „Culinaria“ über die Kulturgeschichte der Ernährung mit einem bis in die fünfziger Jahre gebräuchlichen Milchkutschwagen und einem Lieferfahrrad samt Korb und Milchflaschen erinnert wird.

Namen von Berliner Traditionsfirmen sammelt auch das von einem Verein getragene Buchstabenmuseum.
Namen von Berliner Traditionsfirmen sammelt auch das von einem Verein getragene Buchstabenmuseum.

© Doris Spiekermann-Klaas

Längst vergessene Produkte der weiterhin sehr lebendigen Firma Siemens gibt es in einer Großvitrine im Stadtgeschichtlichen Museum auf der Zitadelle Spandau zu bestaunen. Eine „Heißluftdusche“, heute eher als Föhn bekannt, findet sich ebenso wieein Sortiment von elektrischen Haushaltsgeräten, so ein Staubsauger, eine Tee- und eine Kaffeemaschine oder ein Bügeleisen – ganz zu schweigen von der elektrischen Zentraluhranlage, die ab 1913 die Rathausuhren steuerte.

Bekannte Firmennamen sind in dem als Verein organisierten Buchstabenmuseum im Hansaviertel versammelt. Die Palette reicht von Bewag-Zeichen verschiedener Generationen über die Leuchtschrift des „Film-Palasts“ am Ku’damm bis zur Kleintierhandlung „Zierfische“ am Frankfurter Tor. Auch der Tagesspiegel hat es dort zur Museumsreife gebracht, mit dem Namenszug, der über dem früheren Verlagshaus in der Potsdamer Straße leuchtete.

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