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Berlin: Abgeordnete untersuchen mysteriösen Tod im Grunewald

Am Freitag hört der Parlamentsausschuss zur Banken-Affäre Zeugen zum angeblichen Selbstmord eines Ex-Aubis-Mitarbeiters

Von Sabine Beikler

War es Mord oder Selbstmord? Auch zweieinhalb Jahre nach dem mysteriösen Tod von Lars-Oliver Petroll, dem ehemaligen EDV-Chef der Aubis-Gruppe, hat der Untersuchungsausschuss zur Banken-Affäre erhebliche Zweifel daran, dass sich der 32-Jährige tatsächlich im Grunewald erhängt hat. Mehrfach hat die Staatsanwaltschaft eine Wiederaufnahme der Ermittlungen abgelehnt. Doch die Parlamentarier lassen nicht locker: Am Freitag werden im Ausschuss fünf Zeugen aus Petrolls früherem privaten und beruflichen Umfeld gehört. In nicht öffentlicher Sitzung sagte der Vorsitzende Frank Zimmermann (SPD): „Wir erhoffen uns dadurch eine größere Bereitschaft zu Aussagen“.

Die Ausschussmitglieder hoffen, mehr über die Geschäftspraktiken der Aubis-Gruppe und über die genaueren Todesumstände von Lars-Oliver Petroll zu erfahren. Am 29. September 2001 entdeckte ein Spaziergänger im Grunewald die Leiche des EDV-Spezialisten. Er wurde an einem Baum erhängt aufgefunden. Am Tatort gab es Spuren, die auf äußere Einflüsse hindeuteten, doch die Obduktion ergab zunächst keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden. Erst ein paar Monate später begann die Staatsanwaltschaft, in eine andere Richtung zu ermitteln, stellte die Ermittlungen aber wieder ein.

Vor seinem Tod hatte Petroll sich als Belastungszeuge in der Bankenaffäre angeboten. Im Freundeskreis hatte Petroll erzählt, dass er sich bedroht fühle. Dies geht aus früheren Zeugenaussagen hervor. Auch Grünen-Politiker Wolfgang Wieland betont das: Der Jurist vertritt seit Anfang 2002 die Familie von Lars-Oliver Petroll anwaltlich. Wieland hat wiederholt „erhebliche Zweifel an der Selbstmordtheorie“ geäußert. Wie ist Petroll nachts in den Grunewald gekommen? Wieso hatte er weder Ausweispapiere noch seinen Organizer bei sich, mit dem er laut Zeugenaussagen nie aus dem Haus gegangen war? „Warum hat er akribisch Bäume in einem Dreieck aufeinander gestapelt, sich daraufgestellt, dann fein säuberlich seinen Henkersknoten geknüpft und ist in die Schlinge gesprungen?“, fragt Wieland. „Und warum wurde ein möglicherweise entscheidender Teil des Strickes vernichtet, mit dem man unter Umständen hätte untersuchen können, ob Fremdverschulden oder Suizid vorgelegen hat?“

Wieland wirft der Staatsanwaltschaft „mangelnde Intensität“ bei der Aufklärung der Todesumstände vor. Sollte der Untersuchungsausschuss am Freitag neue Erkenntnisse gewinnen, „werden wir umgehend das Gespräch mit der Staatsanwaltschaft suchen“, kündigte Zimmermann an.

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