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Berlin: Abgeordneten bläst der Wind um die Ohren - Bundestagsbaukommission kritisiert Zugluft an den Eingängen

Im Reichstagsgebäude zieht es wie Hechtsuppe, die kalte Jahreszeit bringt es an den Tag. Den Bundestagsabgeordneten, die auf der Ostseite das Haus betreten, bläst der Ostwind kräftig und kühl um die Ohren.

Im Reichstagsgebäude zieht es wie Hechtsuppe, die kalte Jahreszeit bringt es an den Tag. Den Bundestagsabgeordneten, die auf der Ostseite das Haus betreten, bläst der Ostwind kräftig und kühl um die Ohren. Sicherheitsleute an den Pforten frieren, Garderobenfrauen ziehen die eigenen Mäntel wegen der Zugluft oft gar nicht aus. Denn fast ständig stehen beide Eingangstüren offen, was sie eigentlich gar nicht sollen. Grund für die Baukommission des Bundestags, sich des windigen Themas anzunehmen und nach baulichen und möglichst kostengünstigen Alternativen zu suchen.

Auch wenn oft im Reichstag über den Architekten geschimpft wird, an Norman Foster liegt es nicht, dass es am Eingang zieht. Nach den Sicherheitsauflagen soll von den zwei gläsernen Eingangspforten möglichst eine immer geschlossen sein. Wäre es so und würde die Schleuse wirklich funktionieren, zöge es auch nicht. Aber meist, wenn ganze Pulks von Abgeordneten den Eingang passieren, "hält der Sicherheitsdienst dem tatsächlichen Druck nicht stand", berichtete der Vorsitzende der Baukommission, Dietmar Kansy. Dann sind beide Eingänge auf, und wenn dann auch noch die benachbarte Ausgangspforte geöffnet ist, fegt ein eisiger Wind durchs Foyer. Die Bundestagskommission läßt jetzt nach technischen Lösungen suchen, eventuell werden Drehtüren installiert, wie in Bonn. Vorübergehend wurden erst einmal Heizlüfter zwischen die Eingänge als "Warmluftvorhang" gestellt, was die kühle Zugluft aber kaum beeindruckt.

Weiterer Punkt der Baukommissionssitzung war der geplante Wiederaufbau von Mauerteilen als Mahnmal auf einer Länge von rund 50 Metern im künftigen Marie-Elisebeth-Lüders-Haus, auf dessen Gelände an der Spree früher die Mauer stand. Dass ein Mauerteil im neuen Bundestagsbau jenseits der Spree entstehen soll, war zwar schon beschlossene Sache, doch jetzt hat man sich auf den genauen Standort verständigt: den Innenhof des Rundbaus der Bibliothek und einen Teil des Freigeländes. 45 gesicherte Teile der Originalmauer werden verwendet, der Künstler Ben Wargin soll bei der Gestaltung mitwirken. Den Abgeordneten und Besuchern soll ihr Anblick vor Augen führen, dass an diesem Ort einmal die Mauer stand.

Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende beschäftigte die Baukommission. Wolfgang Schäuble hätte es künftig bequemer haben können, mit dem Rollstuhl von seinem Büro zu den Fraktionsstäben in einem Nachbargebäude des Jakob-Kaiser-Hauses zu kommen, für das gerade Richtfest gefeiert wurde. Vom fünften Stock des einen zum gleichen Stock des anderen Hauses aber fehlt eine Etagenverbindung, so dass Schäuble nun bald über Rampen zum vierten Stockwerk, von dort über eine Verbindung zum nächsten Haus und dort mit einem Aufzug in dessen fünften Stock fahren muss. Eine Umplanung, vor zwei Jahren angeregt, wurde verschlafen.

C. v. L.

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