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Die hohe Kriminalitätsrate in Berlin schadet auch dem Wirtschaftsstandort.

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Abgeschlagen im Städteranking: Hohe Kriminalität in Berlin schadet dem Wirtschaftsstandort

Im bundesweiten Wohlstandsstädteranking landet die Hauptstadt auf Platz 47 von 50. Schuld ist die noch immer schlechte Arbeitsmarktlage, aber auch die Angst vieler Unternehmen angesichts der hohen Kriminalitätsrate.

Berlin wird als Wirtschaftsstandort besser, kämpft aber noch mit vielen Problemen. Die Zahl der Beschäftigten und der Firmengründungen steigt, aber die vielen Straftaten sorgen für ein geringes subjektives Sicherheitsempfinden. Im Vergleich der 50 größten Städte, vorgenommen von der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und der „Wirtschaftswoche“, landet Berlin abgeschlagen auf Rang 47 von 50.

Die INSM-Studie berücksichtigt eine Reihe verschiedener ökonomischer und struktureller Indikatoren wie Einkommen, Wirtschaftsleistung, Bildung oder Versorgung mit Kita-Plätzen. Berlins größter Nachteil ist sein schlechtes Image: Die Unternehmen fühlen sich aufgrund der geringen öffentlichen Sicherheit unwohl:

In einer Umfrage der IW Consult und des Umfragezentrums Bonn, die in den Vergleich einfloss, bewerteten lediglich 48,1 Prozent aller Unternehmen die öffentliche Sicherheit in Berlin als positiv. Bundesweit liegt der Schnitt bei 74,7 Prozent. Das dürfte vor allem an der extrem hohen Kriminalitätsrate liegen. 2011 wurden in Berlin 14286 Straftaten pro 100000 Einwohner registriert. Im bundesweiten Mittel sind es nur 10516 Delikte. Allerdings wurden bundesweit nur 2750 Unternehmen befragt - rechnerisch sind das 55 pro Stadt. Die INSM befand allerdings, die Umfrage sei dennoch repräsentativ.

Das Vertrauen der Unternehmen wird der Studie zufolge vor allem durch eine geringe Aufklärungsquote erschüttert. In der Zeit von 2006 bis 2011 fiel die Zahl der aufgeklärten Straftaten um 4,1 Prozent. Im Mittel aller Städte verbesserte sich die Aufklärungsquote sogar um 0,1 Prozent.

Doch Berlin hat auch Stärken. So lobten die Macher der Studie vor allem die Gründungsdynamik in der Hauptstadt. Der Saldo der Gewerbean- und Abmeldungen lag 2011 in Berlin bei einem Wert von 4,3 je 1000 Einwohner. Das ist republikweit der zweitbeste Wert und weit über dem Durchschnitt. Das gilt auch für die Entwicklung der Beschäftigung. Positiv wirkt sich auf die Attraktivität für Unternehmen auch ein verhältnismäßig niedriger Gewerbesteuerhebesatz aus. Auch mit der hohen Zahl von Besuchern und Gästen punktet Berlin.

Die positive Entwicklung der Stadt in den vergangenen Jahren kommt aber bei den Langzeitarbeitslosen nicht an. Mehr als 12 von 100 Einwohnern beziehen Hartz IV, das ist so viel wie in keiner anderen Stadt. Es gelinge nicht, "Milieus mit verfestigter Arbeitslosigkeit und Sozialproblemen an die Aufwärtsentwicklung heranzuführen", bemängelte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. "Um Berlin aus dem Niveautabellenkeller zu bekommen, reicht es ganz sicher nicht aus, allein auf die Strahlkraft einer Hauptstadt zu vertrauen."

München hat in dem Wohlstandsvergleich wie im Vorjahr am besten abgeschnitten. Die bayerische Landeshauptstadt verwies im neunten Städteranking der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und der „Wirtschaftswoche“ Stuttgart und Münster auf die Plätze zwei und drei. München punktet der Studie zufolge mit der niedrigsten Arbeitslosenquote, dem größten Wohlstand sowie der höchsten Einkommensteuerkraft aller 50 Städte.

In der Dynamik-Rangliste, die die Entwicklung in den vergangenen sechs Jahren berücksichtigt, setzte sich Magdeburg durch. Nirgendwo habe sich die Arbeitslosenquote in den vergangenen Jahren so stark verbessert wie in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. Sie sank zwischen 2006 und 2011 um 7,2 Prozentpunkte. Auf Platz zwei und drei folgen Oldenburg und Kassel.

In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir als Symbolbild einen Polizisten bei der Arbeit gewählt. Da er jedoch eine Demonstration überwachte, die nichts mit Kriminalität zu tun hat, haben wir das Bild ausgetauscht.

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