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Berlin: Abriß des Palastes ist offenbar doch teurer als die Sanierung

Bundesbauministerium hält entsprechendes Ingenieurgutachten unter Verschluß VON EVA SCHWEITZER Berlin. Es ist offenbar billiger, den Palast der Republik zu erhalten, als ihn abzureißen, obwohl Bundesregierung und Senat bisher immer das Gegenteil behauptet haben.

Bundesbauministerium hält entsprechendes Ingenieurgutachten unter Verschluß VON EVA SCHWEITZER

Berlin. Es ist offenbar billiger, den Palast der Republik zu erhalten, als ihn abzureißen, obwohl Bundesregierung und Senat bisher immer das Gegenteil behauptet haben.Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Ingenieurbüro Tepasse im Auftrag des Bauministeriums erstellt hat.Wie der Tagesspiegel erfuhr, kostet es demnach 102 Millionen Mark, den Palast vom Asbest zu befreien und sofort wieder zu nutzen.Den Asbest zu entfernen und das gesamte Gebäude einschließlich der Kellerwanne abzureißen, kostet hingegen 150 Millionen Mark. Der Haushaltsausschuß des Bundestags hat die entsprechende Kostenvoranmeldung des Bauministeriums jedoch immer noch nicht zu Gesicht bekommen.Auch dem Land Berlin wurden entsprechende Informationen bisher vorenthalten. Tepasse hat sechs Varianten gerechnet.Zwischen der billigsten - 102 Millionen Mark - und der teuersten - 150 Millionen Mark - liegen noch vier Varianten.Die billigeren sehen vor, den Palast zu sanieren, ihn aber nicht gleich zu nutzen, sondern für später zu konservieren.Nach der zweitteuersten soll das Haus nach der Asbestbeseitigung abgerissen werden, die Kellerwanne jedoch erhalten bleiben.Diese Wanne drückt das Grundwasser hinunter, ihre Entfernung müßte von ständigem Grundwasserabpumpen begleitet werden. Der Palast wurde 1990 wegen Asbestbelastung gesperrt.Die Sanierung sollte damals weit über 200 Millionen Mark kosten.1996 gab das Bauministierum ein neues Gutachten in Auftrag.Das Geld für die Sanierung hält der Haushaltsausschuß jedoch nach wie vor gesperrt.Der Gemeinsame Ausschuß Berlin/Bonn hat im Mai 1996 beschlossen, daß anstelle des Palastes ein Gebäude in den Konturen des Stadtschlosses entstehen soll.Offen blieb jedoch, wie die Fassade aussehen soll, und ob das Schloß wiederentsteht.Das wird später in einem Wettbewerb entschieden.Der Saal der Volkskammer bleibt erhalten. Der Ausschuß hat ein Nutzungskonzept beschlossen - Konferenzzentrum, Kultur, Hotel, Geschäfte, Restaurants -, dies ist allerdings wenig detailliert.Finanziert werden soll das Gebäude von privaten Investoren, die noch gesucht werden.Die Asbestsanierung soll eigentlich Mitte 1997 beginnen und zweieinhalb Jahr dauern - ob dieser Zeitplan eingehalten wird, ist ungewiß. Die Baustadträtin von Mitte, Karin Baumert, hat den Gutachter, der bei der Asbestsanierung des ICC tätig war, um Hilfe gebeten.Er soll überprüfen, ob der Palast nicht billiger wieder hergestellt werden könne.Zudem will Baumert die Mokkabar an der Nordwest-Ecke des Palastes wieder öffnen.Sie schickte, wie berichtet, einen entsprechende Brief an die Oberfinanzdirektion.Die Öffnung der Bar sei möglich, auch ohne die gesamte Strom- und Heizungsversorgung und die Klimaanlage des Palastes in Betrieb zu nehmen, betonte sie - dies hatte die OFD gesagt.Es gebe für das Cafe private Sponsoren.Außerdem will Baumert den Schloßplatz provisorisch herrichten lassen.

EVA SCHWEITZER

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