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Palast der Republik

© dpa

Abriss: Palast der Republik: Endlich asbestfrei

Mehr als dreißig Jahre prägte der Palast der Republik das Stadtbild in Berlin-Mitte. Seit zwei Jahren wird er nun Stück um Stück abgerissen, um den gesundheitsgefährdenden Spritzasbest abzutragen - die Gefahr ist jetzt gebannt.

Der 2,5 Tonnen schwere Stahlträger schwebt am Kran scheinbar wie eine Feder zu Boden. Zwei Bauarbeiter greifen nach seinen Enden und helfen beim Rangieren mit der massiven Stange. Dann plumpst sie fast lautlos in den Sand. Hier, auf der Baustelle vom Palast der Republik wird der einstige DDR-Prestigebau Tag für Tag mehr gestutzt - zuletzt wurden die schweren Stahlträger des Gebäudes abgeschweißt. Und mit ihnen ist nun endlich auch die Asbestgefahr gebannt. Jetzt stehen nur noch die acht Treppenhäuser, die Betonkerne des Palasts, und die sind ziemlich sicher asbestfrei, wie der stellvertretende Bauleiter Uwe Beer sagt. Es ging nicht immer so schnell auf dem Schlossplatz. Der Abriss des Palastes der Republik sollte ursprünglich im Frühsommer 2007 abgeschlossen werden. Doch unerwartete Asbestfunde sorgten für neue Sicherheitsmaßnahmen - und somit für enorme Verzögerungen. Erst im Frühjahr 2009, knapp zwei Jahre später als geplant, sollen nun die Bauarbeiten beendet werden. Beer ist zuversichtlich, den neuen Abschlusstermin einzuhalten. "So wie es momentan aussieht", sagte Beer "haben wir uns komplett des Weichasbests entledigt".

Asbest galt viele Jahre als besonders widerstandsfähiges Baumaterial. Mit dem Nachweis seiner gesundheitsschädlichen Risiken - Asbest gilt unter anderem als Auslöser von Lungenkrebs - wurde es jedoch ab Ende der 70er Jahre aus dem Häuserbau verbannt. Im Palast wurde damals besonders gefährlicher, weichgebundener Spritzasbest verwendet. Um den Aspest zu beseitigen, wurden große Zelte aus doppelten LKW-Planen aufgebaut - groß genug, um mit Baggern im Inneren zu arbeiten. Eine Pumpe erzeugt dabei im Zelt einen Unterdruck, um den freischwebenden Asbest nicht entweichen zu lassen. Rund 40 Arbeiter sind derzeit mit dem Abriss beschäftigt. Maximal zwei Stunden dürfen sie im Inneren arbeiten. Gearbeitet wid in langbeiniger Funktionsunterwäsche und einem Ganzkörper-Schutzanzug mit Atemmaske. "Es gibt für jede Bewegung eine offizielle Arbeitsanweisung", berichtet Bauleiter Beer.

Die Baustelle als Sightseeing-Attraktion.

Und noch ein ganz anderer Aspekt hat die Bauarbeiten ungewollt gebremst: die Touristen. Über die Sommermonate hat die Baufirma keine Genehmigung, am Spreeufer anzulanden und den Bauschutt aufzuladen. Denn in der Hochsaison wird hier der Platz für die vorbeischippernden Ausflugsboote gebraucht. Die Baustelle wird zur Attraktion auf den Sightseeing-Touren. Wer mit dem Kahn vorbeifährt, sieht derzeit vor allem einen Stahlschrottberg mit gut 2000 Tonnen Gewicht. Abgetragen wird er, wenn es im November wieder grünes Licht zum Anlegen der Transportschiffe gibt. Ist der Palast der Republik dann erst einmal Geschichte, soll voraussichtlich 2010 die Errichtung eines Neubaus in der Kubatur des Stadtschlosses, das sogenannte Humboldt-Forum, beginnen. In dem Gebäude mit barocken Fassaden sollen die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin und Teile der Stadtbibliothek untergebracht werden. Ein im November 2007 vom Bundesbauministerium gestarteter Architektenwettbewerb soll eine Lösung liefern, wie der neue Bau auf dem Schlossplatz aussehen soll. In einer ersten Phase bewarben sich rund 130 Architektenbüros - 30 davon sind noch im Rennen. Im November, wenn vom Palast kaum noch ein Stein übrig ist, wird der Sieger seine Idee präsentieren. (eb/ddp)

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