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Berlin: Abrupt endete das Skinhead-Konzert in der Kolonie "Frohsinn"

BERLIN .Die Polizei hat in der Nacht zu Sonntag in Pankow binnen weniger Minuten ein Konzert rechtsextremer Bands beendet.

Von Frank Jansen

BERLIN .Die Polizei hat in der Nacht zu Sonntag in Pankow binnen weniger Minuten ein Konzert rechtsextremer Bands beendet.Bei dem blitzartigen Einsatz von mehr als 200 Beamten, darunter einem Sondereinsatzkommando und Mitgliedern der Spezialeinheit PMS (Politisch motivierte Straßengewalt), wurden zehn der rund 300 Rechtsextremisten festgenommen.Damit ist es der Polizei gelungen, seit mehr als einem Jahr in Berlin größere rechte Konzerte zu verhindern.

Skinheads und Neonazis hatten sich Samstag abend im Vereinslokal der Pankower Gartenkolonie "Frohsinn" versammelt, um den 66.Jahrestag der Machtübernahme durch die NSDAP zu feiern.Geplant war der Auftritt von drei Bands.Spielen konnte nur die Berliner Gruppe "Spreegeschwader".Wie der Tagesspiegel aus der Szene erfuhr, sollten auch eine französische und eine italienische Band auftreten.Dies wurde durch den Polizeieinsatz unter Leitung des Chefs der Direktion 7, Michael Knape, vereitelt.Die Rechtsextremisten waren überrascht, nur wenige leisteten Widerstand.Drei Beamte erlitten leichte Verletzungen.

Die Polizei war von einem Anwohner informiert worden, der auffällig viele Glatzköpfe nahe der Gartenkolonie beobachtet hatte.Skins und Neonazis kamen überwiegend aus Berlin, Brandenburg sowie Mecklenburg-Vorpommern.Das Konzert war konspirativ organisiert, in der Szene kursierte zuvor ein Flugblatt mit Straßenkarte und detaillierten Anweisungen.Darin hieß es, "Fotos machen ist nicht erwünscht", "die Judenvernichtung wird nicht geleugnet" und "den Saal erst nach Veranstaltungsende wieder verlassen".Der Hinweis, "die Veranstaltung hat nichts zu tun mit einem 30.Januar vor 66 Jahren" wurde noch durch die Anmerkung ergänzt, "die Geburtstagskinder sind Olof Palme und Franklin D.Roosevelt".Offenkundig wollte der Veranstalter, der Berliner Heiko L., jeder strafrechtlichen Verantwortung aus dem Wege gehen.

Unter den Rechtsextremisten fanden sich Mitglieder einschlägig bekannter Gruppierungen wie der "Kameradschaft Treptow", der "Vandalen" und vor allem der "Hammerskins".Letztere zählen zu einem der zwei weltweit agierenden, neonazistischen Skinhead-Netzwerke.Die sich als Orden begreifende Bewegung der "Hammerskins" - ihr Symbol sind zwei gekreuzte Zimmermannshämmer - wurde 1986 im US-Bundesstaat Texas gegründet.In Berlin und Brandenburg gibt es eine "Sektion" mit je 20 bis 30 Mitgliedern.Die französische Sektion "Charlemagne (Karl der Große) Hammer Skinhead" geriet im Februar 1998 in die Schlagzeilen.Im Internet hatte die Gruppe Morddrohungen gegen prominente Politiker, darunter Ex-Ministerin Simone Veil, verbreitet.Veil wurde auf der Homepage mit einer Pistole an der Schläfe abgebildet.Den Leiter von "Charlemagne", den aus Marseille stammenden Hervé Guttuso, nahm Scotland Yard in London fest.Dort unterhielt Guttuso Kontakte zur Terrorgruppe "Combat 18" - die 18 steht für A(dolf) H(itler).Die französische Polizei stellte Verbindungen zwischen "Charlemagne" und dem satanistischen "Heiligen Smaragd-Orden" fest, der für Grabschändungen verantwortlich war.

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