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Absage: Polizei streicht Tag der offenen Tür

Der Streit zwischen Führung und Polizeigewerkschaft um Überstunden und Belastung nimmt zu. Folge: Der Tag der offenen Tür in Ruhleben wurde endgültig abgesagt.

Der Ton wird rauer, die Unstimmigkeiten zwischen den Polizeigewerkschaftlern und der Behördenleitung nehmen zu: Jetzt hat die Konfrontation zur Folge, dass der Höhepunkt für Familien im Jahr – der Tag der offenen Tür der Polizei in Ruhleben – endgültig abgesagt wurde. Die Berliner müssen wohl noch über Jahre auf das beliebte Familienfest in der Landespolizeischule an der Charlottenburger Chaussee verzichten. „Bis auf Weiteres wird es keinen Tag der offenen Tür mehr geben“, sagte Polizeisprecher Thomas Goldack.

Polizeipräsident Dieter Glietsch sei zu der Absage gezwungen gewesen, da der Gesamtpersonalrat (GPR) vorige Woche die Zustimmung über die Überstunden der Mitarbeiter, die für diesen Tag benötigt werden, verweigert hatte. Laut GPR-Sprecher Karl-Heinz Dropmann wären fast 1100 Mitarbeiter dafür eingesetzt worden – sie alle zusammen hätten ihre Freizeit geopfert und wahrscheinlich bis zu 10 000 Überstunden an jenem Tag produziert. Dabei haben laut GPR viele der Beamten bereits 120 bis 400 Überstunden angehäuft, die bis heute nicht abgegolten worden seien. In einem internen Schreiben an alle Beamten bedauerte Glietsch die „erzwungene Absage außerordentlich“. Zudem bezweifele er, ob diese den Vorbereitungsaufwand von zwei Jahren und das persönliche Engagement vieler Polizisten rechtfertigt. „Ein erheblicher Teil der finanziellen Mittel für den Tag dürfte bereits aufgebraucht sein“, sagte Polizeisprecher Goldack.

Kritik gibt es auch von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Sie stellte Mittwoch die aktuelle Situation der Polizei als „dramatisch“ da. Die Beamten seien am Ende ihrer Kräfte. Statt der von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) festgelegten Zahl von 16160 Vollzugsbeamten seien de facto höchstens 15 500 im Dienst. Immer häufiger müssten die Berliner Unterstützung aus anderen Ländern anfordern, um die vielen Veranstaltungen in der Hauptstadt überhaupt bewältigen zu können. Schon jetzt belaufe sich die Zahl der Überstunden auf knapp 850 000 (Stand Juni). Die Beamten seien frustriert, weil sie ihre Aufgaben nicht mehr angemessen bewältigen könnten. „Stattdessen veranstaltet die Polizei Show-Einsätze, wie beispielsweise eine Drogenrazzia, wo der Öffentlichkeit Erfolge präsentiert werden“, sagte GdP-Landeschef Eberhard Schönberg.

Am 1. September beginnen 192 Anwärter des mittleren Dienstes ihre Ausbildung. Doch bis vor kurzem hätten noch Ausbilder und geeignete Räume gefehlt. Auch die Fortbildung sei nur noch rudimentär: Lediglich Schießtraining und der Umgang mit dem Schlagstock seien noch Pflichtelemente. Zum Sport oder sonstiger Weiterbildung kämen die Beamten gar nicht mehr, kritisiert die GdP.

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