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Berlin: Abschiebung: Behörden wollen Sohn und Vater trennen

Das neue Schuljahr hatte einfach zu früh angefangen. Zu früh für Yannick A.

Das neue Schuljahr hatte einfach zu früh angefangen. Zu früh für Yannick A. von der Elfenbeinküste, um noch rechtzeitig alle Einreiseformalitäten zu erledigen. Der 16-Jährige musste am Mittwoch für einen Tag in Abschiebehaft. Er hatte sich gerade auf den Unterricht an seiner Reinickendorfer Schule vorbereitet, als drei Polizisten am frühen Morgen an der Tür seiner Familie in Zehlendorf klingelten und ihn mitnahmen. Frei ist der Junge inzwischen wieder. Doch er muss noch immer mit der Abschiebung rechnen.

Sein Vater, Adiepo A., war 1986 von der Elfenbeinküste nach Deutschland gekommen, um Elektrotechnik zu studieren. Den damals zweijährigen Yannick überließ er der Obhut der Mutter, die in der Landeshauptstadt Abidjan blieb. Als diese im Jahr 1988 starb, nahm Adiepo A.s Schwester den Jungen auf. "Als Student konnte ich es mir nicht leisten, den Jungen nach Deutschland zu holen", sagt der Vater, der seit sechs Jahren mit einer Deutschen verheiratet ist und mit ihr zwei Kinder hat.

Als seine Schwester einen Unfall erlitt und sich nicht mehr um Yannick kümmern konnte, wollte Adiepo A., der als Elektroingenieur arbeitet, seinen Sohn nach Deutschland holen. Im Sommer 2000 reiste er nach Abidjan. Gleich nach seiner Ankunft stellte er dort bei der Deutschen Botschaft einen Antrag auf Familienzusammenführung. Dazu musste Yannick seinen Pass abgeben.

Fünf Wochen, also fast seinen gesamten Jahresurlaub, wartete der Vater auf einen Bescheid, dann entschloss er sich, nach Deutschland zu reisen, ohne den Ausgang des Verfahrens abzuwarten. Schließlich begann im Reinickendorfer College Voltaire, wo er seinen Sohn angemeldet hatte, das neue Schuljahr. "Ich dachte, mein Sohn würde auch ohne seinen Pass legal einreisen, schließlich war er als Minderjähriger noch in meinen Pass eingetragen", erklärt A. Doch die Einreise war illegal. Aus diesem Grund wird Yannick bis heute die Aufenthaltsgenehmigung verweigert.

Adiepo A. hofft, seinen Sohn bei sich in Zehlendorf behalten zu können. An der Elfenbeinküste, sagt er, könne sich niemand um den Jungen kümmern. Yannicks Direktorin am College Voltaire, Martine Deberre, sagt: "Yannick ist ein guter Schüler und hier voll intergriert." Keiner der Lehrer verstehe, warum er abgeschoben werden soll. Die Innenverwaltung wollte den Fall gestern nicht kommentieren.

Annekatrin Looss

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