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Kardinal Rainer Maria Woelki wird neuer Erzbischof von Köln.

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Update

Abschied aus Berlin nach drei Jahren: Kardinal Woelki neuer Erzbischof von Köln

Nun ist es offiziell: Rainer Maria Woelki ist neuer Erzbischof von Köln. Nach nur drei Jahren wechselt der 57-jährige Kardinal aus Berlin zurück in seine Heimatstadt. Dort wird Woelki an der Spitze des größten, reichsten und mächtigsten Bistums in Deutschland stehen. In Berlin indes wird man ihn vermissen.

Nun ist es amtlich: Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki wird neuer Erzbischof von Köln. Das verkündigte Papst Franziskus am Freitagmittag um 12 Uhr in Rom. Zeitgleich gab der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff den Wechsel in einem Gottesdienst im Kölner Dom bekannt. Dann läuteten traditionell die Kölner Domglocken. Auch Kardinal Woelki selbst wollte sich am Nachmittag zu seinem Wechsel äußern.

Der 57-jährige Woelki folgt dem Kardinal Joachim Meisner nach, der das Kölner Erzbistum 25 Jahre geleitet hat. Meisner hat sein Amt Ende Februar aus Altersgründen mit 80 Jahren niedergelegt. Woelki stammt aus Köln-Mühlheim. Er war zwölf Jahre lang Weihbischof in Köln und ein enger Vertrauter von Kardinal Meisner. 2011 hatte ihn Papst Benedikt XVI. zum Berliner Erzbischof gemacht und kurze Zeit später zum Kardinal. Als Kölner Erzbischof steht Woelki an der Spitze des mit 2,1 Millionen Katholiken größten, reichsten und mächtigsten deutschen Bistums. Woelki ist nun neben dem Münchner Kardinal und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der zweitwichtigste, wenn nicht gar der wichtigste katholische Würdenträger in Deutschland. Wann genau Woelki nach Köln wechseln wird und wer ihm in Berlin nachfolgen soll, ist noch nicht bekannt.

Geteilte Reaktionen in Berlin

Die Berliner Katholiken reagierten auf Woelkis Weggang nach nur drei Jahren sehr unterschiedlich. Die einen wie etwa die Berliner CDU-Politikerin Monika Grütters ist enttäuscht, dass Woelki nach so kurzer Zeit Berlin verlasse. Woelki habe die katholische Kirche in Berlin wieder auf die „politische Landkarte“ gesetzt. Andere bedauerten, dass sie nun einen beherzten Mitstreiter für die Veränderung der Flüchtlingspolitik verlieren. Es gibt aber auch viele Katholiken, die erleichtert sind, dass Woelki geht. „Wir haben ihn nicht als kommunikativ, sondern als äußerst verschlossen, engstirnig und auf seiner Meinung beharrend erlebt“, sagte der Vorsitzende eines Pfarrgemeinderates in Prenzlauer Berg.

Auch seien seine Pläne rückschrittlich. Nach Woelkis Plänen sollen die gut 100 katholischen Gemeinden im Berliner Erzbistum zu 30 Großpfarreien fusionieren. Messen sollen langfristig nur noch in ausgewählten, zentralen Kirchen stattfinden. Woelki sperrte sich vor allem gegen die Forderung vieler Gläubiger, an kleineren Standorten künftig Wortgottesdienste mit Kommunionausteilung durch spezielle Gemeindehelfer stattfinden zu lassen. Solche Gottesdienste hatte es an vielen Orten in der DDR gegeben.

Shooting Star der katholischen Kirche

In nur drei Jahren war aus dem unbekannten Mann aus dem Rheinland mit dem komplizierten Namen Rainer Maria Woelki der Shooting Star der katholischen Kirche geworden. Das erstaunt viele und macht manchen Katholiken Angst. Das Kölner Bistum hat einen Etat von über 800 Millionen Euro, in ihm leben 2,1 Millionen Katholiken. Aus Köln fließt viel Geld in den Vatikan, Köln schickt Missionare in die ganze Welt. Der Kölner Kardinal hat in der Bischofskongregation in Rom ein wichtiges Wort mitzureden, wenn es um die Besetzung von Bischofsstühlen geht.

Woelki verkörpert den Prototyp einer neuen Generation von Bischöfen, die den Ton in den nächsten Jahrzehnten angeben werden. Sie sind nicht mehr kauzig und dogmatisch verbohrt, wie es Joachim Meisner im Amt des Kölner Kardinals war. Die neuen Männer reden von Barmherzigkeit und meinen es auch so. Sie gehen auf Menschen zu – in Maßen sogar auf ihre Kritiker –, und haben ein Herz für sozial Benachteiligte. Theologisch konservativ sind sie trotzdem. Das Menschenzugewandte und Soziale kommt in der Öffentlichkeit gut an, das theologisch Konservative hält den Laden zusammen. Das ist die Linie, die Franziskus vorgibt. Kardinal Woelki passt genau in Bergoglios Stellenausschreibung.

Neue Doppelspitze mit Münchner Kardinal Marx

Auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx passt da gut hinein. Er ist seit März Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Doch durch die vielen Ämter, die er sonst noch innehat, lässt er eine Lücke. Woelki wird sie ausfüllen. Die beiden bilden die neue Doppelspitze.

Marx will die Kirche vor allem nach außen als politischen Akteur profilieren. Woelki ist der spirituelle Kopf. Er dürfte stärker die Theologie und die Reformen in den Bistümern in den Blick nehmen. Dass sich in den Diözesen viel verändern wird und muss, ist allen klar. Priester werden knapp, mehr Geld wird es auch nicht geben. Wie man darauf reagieren soll, darin sind sich Woelki und Marx einig: durch strukturelle Reformen, die aber nicht zu weit gehen und keinesfalls die Rolle des Priesters infrage stellen dürfen. Die Laien sollen sich beteiligen, das ist sogar erwünscht – doch nur so lange, wie sie die Autorität der Priester und Bischöfe stützen.

Für viele Katholiken, die vor 40 Jahren den Aufbruch nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erlebt haben, ist das enttäuschend. Ihre Kinder und Enkel sind es nicht anders gewohnt. Sie zucken mit der Schulter und suchen sich das in der Kirche heraus, was ihnen Spaß macht – oder treten aus.

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