zum Hauptinhalt

Berlin: Abschied mit Hut

Kurt Mühlenhaupt wurde gestern beigesetzt. Hunderte kamen zur Trauerfeier

Der rote Hut durfte auch bei seinem letzten Weg nicht fehlen: Statt großer Blumengebinde lag die Kopfbedeckung auf dem hellen Sarg von Kurt Mühlenhaupt – gestern bei der Trauerfeier für den Maler in der Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg. Der Hut war sein Markenzeichen – zu sehen auch auf dem Selbstporträt, das neben dem Sarg stand.

85 Jahre alt wurde der Tierzüchter, Trödelhändler, Leierkastenmann, Kneipenwirt und Künstler, der für seine Bilder von Menschen aus dem Arbeitermilieu bekannt war. Nach längerer Krankheit starb er in der Osternacht am 16. April im brandenburgischen Bergsdorf.

Mühlenhaupt sei „der Maler der Liebe“ gewesen, sagte Pfarrer Jürgen Quandt in seiner Predigt. „Und er wollte, dass alle seine Menschenliebe teilen.“ Diese Liebe lebe weiter, unter anderem in seinen Bildern: „Jeder hier hat sein besonderes Mühlenhaupt-Bild vor Augen und im Herzen.“ Immer wieder kam Quandt auf das hohe Lied der Liebe zurück: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die Größte unter ihnen“ (1. Korinther).

Ein bisschen unbescheiden sei Kurt Mühlenhaupt gewesen, sagte Quandt scherzhaft. In „Kirche zum heiligen Kurt“ hätte er die Heilig-Kreuz-Kirche am liebsten umbenannt. Oder vielleicht in „Mühlenhaupt-Gedächtnis-Kirche“. Zumindest habe der Maler Witze darüber gemacht, als er dort seinen 75. Geburtstag mit einer Ausstellung feierte. Die Hauptsache aber sei für ihn gewesen, die Kirche nicht leer zu sehen. „Und das bekomme ich auch noch mit, wenn ich schräg gegenüber auf dem Jerusalem Friedhof liege“, hat er einmal gescherzt. Dort wurde er gestern beigesetzt.

Der Trauergottesdienst hätte ihm also gefallen: Die Kirche war fast überfüllt. Hunderte Verwandte, Freunde, Kunstsammler, Kreuzberger und Brandenburger waren gekommen, um Abschied zunehmen. Und um seiner Frau, seiner Tochter und seinem Sohn zu kondolieren. Ans Grab wollte Hannelore Mühlenhaupt allerdings nur von den engsten Freunden begleitet werden.

Nicht zum ersten Mal hielt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit eine Ansprache für Kurt Mühlenhaupt – vorher allerdings als Eröffnungsredner bei seinen Ausstellungen: „Dabei konnte ich immer sicher sein, dass er mich unterbrach.“ Seit 30 Jahren habe er Mühlenhaupt gekannt, seit der mit Günter Grass und anderen die Künstlergruppe „Berliner Malerpoeten“ gründete. „Ich habe zwei Bilder von ihm zu Hause, die mich immer an ihn erinnern werden“, sagte Wowereit. Er werde ihn sehr vermissen: „Kurtchen, Adieu.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false