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Berlin: Abschied vom Euro

Pan Tau und Berliner lösen die Einheitswährung ab

Ihren Lohn erhält Dörte Pouchkova nicht in Euro. Vielmehr sammelt sich auf ihrem Konto ein Pan Tau nach dem anderen. Dabei handelt es nicht um die monetäre Ausgabe des Mannes mit der Zaubermelone, sondern um Pankows neue Währung – Pan steht für Pankow, Tau für Tauschring. Dörte Pouchkova erhält sie als Gegenleistung für Organisationsarbeit im Pankower Tauschring: Zettel kopieren, Anfragen beantworten und Texte für die Mitgliederzeitung verfassen. Von ihren Pan Taus will sie ihr Fahrrad reparieren lassen.

„Ich bin seit zwei Jahren in Berlin und fand es schwer, hier Kontakte aufzubauen“, sagt Dörte Pouchkova. Über einen Aushang suchte sie Mitstreiter für einen Tauschring. Etwa 20 Mitglieder hat das Projekt bereits. Auf der Website www.tauschring-pan-tau.de kann man sich über aktuelle Angebote informieren oder einfach zu den Treffen ins Café Garbaty kommen. Eine Stunde Arbeit wird in der Regel mit zehn Pan Tau belohnt. „Jeder kann was“, sagt Pouchkova, „auch wenn es auf dem freien Markt gerade nicht gebraucht wird.“

Diese Erfahrung machte auch Enrica Dragoni-Mayer. Die Politologin findet keinen Job. Sie engagiert sich seit zehn Jahren beim Kreuzberger Tauschring. „Anfangs waren es besonders politische Leute“, sagt sie. „Der wirtschaftliche Druck lässt immer mehr Hartz-IV-Empfänger mitmachen.“ Die 360 Mitglieder zahlen mit Kreuzern. Hitzige Diskussionen, ob man mit der Parallelwährung doch nur den üblichen Umgang mit Geld reproduziere, gehören zu vielen Mitgliederversammlungen. Trotz ideologischer Debatten: Die meisten Mitglieder wollen vor allem Leute kennen lernen.

Eine andere Funktion hat Berlins einziges Regiogeld. Das kann man tatsächlich sehen und anfassen. Zum Beispiel donnerstags auf dem Biomarkt am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg. Am Stand der Grünen Liga wechselt man Euro in Berliner. 125 Dienstleister akzeptieren die Parallelwährung. Das Projekt startete vor zwei Jahren in Prenzlauer Berg. Inzwischen liegen auch in Wilmersdorf, Kreuzberg und im brandenburgischen Wulkow Berliner in den Kassen und sollen die Kiezbindung der Nutzer erhöhen. Insgesamt wurden bisher Berliner im Wert von 15000 Euro umgetauscht. Ganz ohne Bares läuft allerdings auch in den Tauschringen nichts. Wer mitmachen will, zahlt einen Aufnahmebeitrag von zehn bis zwölf Euro. Dann blüht das Geschäft mit Kreuzern und Pan Taus.

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