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Berlin: Abtreibungspille 100 Mal eingesetzt - Pro Familia kritisiert Senat

In Berlin haben seit November 1999 etwa 100 Frauen ihre Schwangerschaften mit der Abtreibungspille Mifegyne abgebrochen. Vor vier Monaten war das Medikament in Deutschland zugelassen worden.

In Berlin haben seit November 1999 etwa 100 Frauen ihre Schwangerschaften mit der Abtreibungspille Mifegyne abgebrochen. Vor vier Monaten war das Medikament in Deutschland zugelassen worden. Operativ seien dagegen im gleichen Zeitraum etwa 3000 Abtreibungen vorgenommen worden, sagte gestern eine Sprecherin von Pro Familia. Der bundesweit tätige Beratungsverein setze sich seit Jahren für die medikamentöse Alternative ein, weil sie von vielen Frauen als "selbstbestimmt" empfunden werde und auch Risiken entfallen würden, die mit einem operativen Eingriff verbunden sind.

Wie berichtet, macht Pro Familia die Berliner Gesundheitsverwaltung für die geringe Zahl der medikamentösen Abtreibungen verantwortlich: Dort habe man sich bei der Kostenrückerstattung auf eine fehlerhafte Bewertung des Ausschusses von Kassenärztlicher Vereinigung und Krankenkassen verlassen und mit nur 334 Mark für Mifegyne-Eingriffe festgesetzt. Berliner Ärzte seien aber nicht bereit, die Abtreibungspille für diesen Preis einzusetzen, sagt Gisela Gröschl, Ärztin und Pro-Familia-Mitarbeiterin. Wegen der Vor- und Nachbetreuung der Patientinnen sei diese Abtreibungsmethode nämlich ebenso aufwendig wie die operative. Gemeinsam mit dem Berliner Landesverband Ambulantes Operieren verlangt Pro Familia einen Betrag von 650 Mark - soviel wird auch für chirurgische Eingriffe gezahlt.

Den Senat fordert Pro Familia auf, unabhängig vom Bewertungsausschuss ein höheres ärztliches Honorar anzusetzen, und so die Chancengleichheit der abtreibungswilligen Frauen herzustellen. Dies hätten bereits Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein getan: Dort werden für medikamentöse und für operative Abtreibungen 550 Mark erstattet. Ein Anrecht auf die Kostenerstattung durch das Sozialamt haben Frauen, die unter 1750 Mark netto verdienen. In Berlin sind das 84 Prozent aller Abtreibungsfälle. Die 100 Frauen, die sich für Mifegyne entschieden, mussten privat zahlen, sagt Pro Familia. In Frankreich werde bereits jede zweite Abtreibung vor der 7. Schwangerschaftswoche mit Mifegyne vorgenommen.Mehr zum Thema im internet unter

www.profamilia.de

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