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Berlin: Achse mit Draht befestigt: Schrottbus aus Minsk stillgelegt

Polizei forderte schärfere Kontrollen an der Grenze

Wieder waren Kinder im Bus, wieder wollten sie nach Frankreich und wieder kamen sie nur bis Berlin: An der Lewishamstraße in Charlottenburg zog die Polizei am Mittwochabend einen osteuropäischen Reisebus aus dem Verkehr, dessen Mängel mit bloßem Auge zu erkennen waren. Ein Gutachter bestätigte dies: Der Motor drohte unter dem Wagen herauszufallen, weil die Halterungen angerissen waren, eine Achse war mit Draht festgebunden, die zweite Achse bremste gar nicht. Und das war noch nicht alles.

Die 15 Kinder zwischen acht und zwölf Jahren und acht Betreuer warten nun auf einen Ersatzbus, der heute eintreffen soll. Die Gruppe aus der weißrussischen Hauptstadt Minsk wollte nach Cannes und hatte in Berlin eine Stadtrundfahrt gemacht. Damit war dann Schluss. Die Kennzeichen des Busses wurden abgeschraubt, die Papiere beschlagnahmt. Nun steht er am Kurt-Schumacher-Damm – und wartet auf die Reparatur. Der 49-jährige Fahrer musste die übliche Sicherheitsleistung von 1500 Euro zahlen – damit werden Abschleppwagen, Dolmetscher, Gutachten und Bußgeld verrechnet.

In der Regel lassen die osteuropäischen Besitzer die Fahrzeuge mit Sattelschleppern abholen, weil die Reparatur in Polen billiger ist, sagte eine Beamtin der Verkehrspolizei. Bevor die Polizei die Papiere wieder rausrückt, will sie die Rechnung sehen, und zwar übersetzt und beglaubigt. Passiert das nicht, bekommt die Botschaft Fahrzeugschein und Kennzeichen.

Für die Polizei ist das Prozedere mittlerweile Alltag. „95 Prozent der osteuropäischen Busse sind verkehrsunsicher“, sagte eine Beamtin. „Der Bundesgrenzschutz müsste schärfer kontrollieren“, fordert die Verkehrspolizei. „Die sehen doch die Grotten an der Grenze anrollen.“ Leider sei das Interesse des BGS offensichtlich nicht so groß, kritisiert die Berliner Polizei.

Der BGS weist diesen Vorwurf zurück. In diesem Jahr seien an der Grenze zwischen Polen und Brandenburg bis gestern 3073 verkehrsunsichere Fahrzeuge zurückgewiesen worden. Darunter waren allerdings nur 75 Busse, aber 1562 Lastwagen. Diese Zahlen liegen unter dem Niveau des Vorjahres: 2002 wurden 5829 Fahrzeuge abgewiesen. Diese Zahlen nannte Claudia Skowronek vom BGS-Amt Frankfurt (Oder). Die eingesetzten Beamten seien von Experten im Erkennen von Mängeln geschult worden. Angesichts von etwa zehn Millionen Fahrzeugen, die pro Jahr aus Polen nach Deutschland einreisen, ist der Anteil der zurückgeschickten Rostlauben gering.

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