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Berlin: Acht Schüsse ohne Vorwarnung

Vor acht Monaten wurde Hauptkommissar Uwe Lieschied während einer Streife in Neukölln erschossen Die mutmaßlichen Täter stehen ab Donnerstag vor Gericht. Einer der beiden hat die Tat gestanden

Zwei rennende Männer, die möglicherweise auf der Flucht sind. Sie fallen einer zivilen Polizeistreife auf. Die Beamten wollen die Verdächtigen überprüfen, fordern sie an der Hasenheide in Neukölln zum Anhalten auf. Einer der Männer aber zieht eine Waffe, drückt ab. Hauptkommissar Uwe Lieschied wird tödlich getroffen.

Acht Monate später stehen ab Donnerstag die mutmaßlichen Täter vor Gericht. Der 30-jährige Yusuf K. und der 40-jährige Mehmet E. müssen sich wegen gemeinschaftlichen Mordes in Verdeckungsabsicht verantworten. Außerdem werden ihnen versuchter Mord, schwerer Raub, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte in einem besonders schweren Fall und Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Die beiden zur Tatzeit arbeitslosen Türken waren eine Woche nach der Bluttat festgenommen worden. Mehmet E. gestand kurz darauf die Schüsse und führte die Ermittler zum Versteck der Tatwaffe. Yusuf K. soll bislang geschwiegen haben.

Der 42-jährige Uwe Lieschied arbeitete seit 1992 auf dem Abschnitt 55 in der Rollbergstraße als Zivilfahnder. Die Hasenheide und die angrenzenden Straßen und Plätze waren sein Revier. Die Fahnder sind in Zweier- oder Dreierteams unterwegs, um Kriminalität zu verhindern oder Täter zu fassen. Ihr Verdacht in jener Nacht war berechtigt. K. und E. sollen nach einem Handtaschenraub geflohen sein.

Den Ermittlungen zufolge hatten die beiden Angeklagten am Abend des 17. März zunächst eine 51-jährige Frau in der Flughafenstraße überfallen – in der Annahme, bei ihr 1000 Euro erbeuten zu können. Tatsächlich aber befanden sich in der geraubten Handtasche 50 Euro. In der Fontanestraße waren die flüchtenden Räuber dem Beamten Uwe Lieschied aufgefallen.

Einer der Täter war mit einer halbautomatischen Browning-Pistole vom Kaliber 7,65 bewaffnet. Ohne Vorwarnung soll Mehmet E. abgedrückt haben, insgesamt acht Mal. Ein Kollege von Lieschied konnte hinter einem Auto Deckung finden. Lieschied selbst hatte keine Chance. Ein Projektil traf ihn in die linke Schläfe. Der engagierte Polizist starb am 21. März in Folge der schweren Verletzungen im Krankenhaus Neukölln. Er hinterließ Ehefrau und zwei Söhne.

Der Mord löste Fassungslosigkeit und Entrüstung aus. Polizeipräsident Dieter Glietsch sagte, Uwe Lieschied habe sich besonders dafür eingesetzt, dass man in dieser Stadt friedlich zusammenleben könne. Er sei ein Vorbild gewesen. Lieschied habe auch bei seinem letzten Einsatz alles richtig gemacht.

Gegen die plötzlichen Schüsse war er aber hilflos.

Kerstin Gehrke

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