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Oben ist noch ein Plätzchen frei: In der Zimmerstraße in Berlin-Mitte sind zweistöckige Fahrradständer aufgestellt.

© Kitty Kleist-Heinrich

ADAC fordert Bau tausender Stellplätze: Kein Platz für Pendler in Berlin und Brandenburg

Der ADAC fordert mehr Stellflächen für Autos – und für Fahrräder. Die Bahn solle die ungenutzten Flächen in Bahnhofsnähe zur Verfügung stellen, gratis. Doch Bezirke und Bahn verfolgen oft andere Interessen, wie Beispiele aus Pankow und Spandau zeigen.

Der ADAC hat die Länder Berlin und Brandenburg zum Bau von mehreren zehntausend Park+Ride-Parkplätzen an S- und Regionalbahnhöfen aufgefordert. Nur so lasse sich der Parkdruck in den Innenstadtbezirken verringern, sagte Vorstand Manfred Voit am Freitag. Der ADAC warf dem Senat vor, durch immer mehr Parkraumbewirtschaftung Pendlern das Leben zu erschweren. Wie berichtet, hatte der Senat im Januar angekündigt, im großen Stil weitere Zonen einzurichten, möglicherweise sogar flächendeckend innerhalb des S-Bahn-Rings. Weitere Zonen lehnt der ADAC dagegen kategorisch ab. Zudem vernichte Berlin Parkplätze durch „Rückbau von Straßen“ und das Markieren von Fahrradspuren auf der Fahrbahn. Vorschläge zur Finanzierung der Stellflächen machte der Automobilclub nicht. Parkplätze gehören zur „Daseinsvorsorge“, die der Steuerzahler tragen müsse. Ein Platz koste zwischen 1500 und 3000 Euro. Bislang gibt es schätzungsweise Platz für 10 000 Autos an Bahnhöfen in Berlin und dem Umland.

Täglich pendeln 250 000 Fahrzeuge aus dem Umland nach Berlin, die Zahl dürfte nach ADAC-Angaben in den nächsten Jahren steigen. Voit warf dem Senat vor, das Thema nicht ernst zu nehmen. Zu Jahresbeginn habe die Verkehrsverwaltung zwar einen „Masterplan Parken“ angekündigt, seitdem sei aber nichts geschehen, kritisierte der ADAC-Vorstand Volker Krane. Neben Park+Ride-Plätzen will der ADAC auch mehr Fahrradstellplätze an Bahnhöfen und an Autobahnen sogenannte P+M-Plätze. Diese neue Abkürzung steht für „Parken und Mitnehmen“. Hier sollen Pendler ihren Wagen abstellen, die mit Kollegen Fahrgemeinschaften bilden.

Alleine im Bezirk Pankow fehlen 10 000 Stellplätze an Bahnhöfen, hat der ADAC ausgerechnet. Im Bezirk sind zum 1. April zwei weitere Parkzonen eingerichtet worden. Nach ADAC-Berechnungen haben die mehr als 62 000 Auto-Pendler aus Richtung Norden lediglich 3075 Park+Ride-Plätze zur Verfügung stehen. „Diese Situation ist untragbar“, sagte Krane. Die Plätze seien ständig überfüllt. Zudem werde an vielen Stationen wild geparkt, zum Beispiel am Bahnhof Buch, hier könnte ein richtiger P+R-Platz entstehen, hieß es. Die Bahn müsse die ungenutzten Flächen in Bahnhofsnähe zur Verfügung stellen. Für Autofahrer sollte die Nutzung von Stellflächen an Bahnhöfen prinzipiell gratis sein, betonte der Autoclub. Zudem möchte der Club, dass Pendler, die ihr Auto am Bahnhof abstellen, auch innerhalb des Tarifgebiet C nur einen AB-Fahrschein benötigen. Die Mindereinnahmen würden die Verkehrsunternehmen durch zusätzliche Fahrgäste wieder ausgleichen können, behauptet der ADAC.

Die Deutsche Bahn hat wenig Interesse am Parkplatzbau. Dies zeigt sich schon am Umgang mit dem inoffiziellen Platz am Bahnhof Albrechtshof, an der Strecke zwischen  Spandau und Falkensee. Das Grundstück wird seit etwa 15 Jahren wild genutzt, es ist beliebt, weil es auf Berliner Stadtgebiet liegt, Pendler also nur ein AB-Ticket benötigen. Vor drei Monaten hat die Bahn als Eigentümer nun Verbotsschilder aufgestellt – die aber ignoriert werden. Wie ein Bahnsprecher sagte, seien Gespräche mit dem Bezirk vereinbart, wie es mit der Fläche weitergehen solle. Geplant ist die Pflasterung seit ebenfalls 15 Jahren.

Informationen im Netz: 

www.stadtentwicklung.berlin.de/verkehr/mobil/auto/park_ride/

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