zum Hauptinhalt

Berlin: Adam, Eva und Klaus Kinski

Das Jagdschloss Grunewald schließt am Montag für drei Jahre Am Wochenende können Besucher zum vorerst letzten Mal hinein

Nackte Menschen hat Lucas Cranach der Ältere gerne gemalt. Am liebsten Adam und Eva und am liebsten in Öl. Auf manchen Bildern verdecken sie ihr Geschlecht mit den Händen, manchmal mit Efeu – oder auch hinter Hirschgeweihen, da war der deutsche Renaissance-Maler im 16. Jahrhundert erfinderisch.

Eines seiner bekanntesten Werke (es heißt „Adam und Eva“) ist dieses Wochenende zum vorerst letzten Mal zu sehen. Das Jagdschloss Grunewald, in dem es seit 70 Jahren im ersten Stock hängt, wird für drei Jahre geschlossen. Das Gebäude am Ufer des Grunewaldsees muss gründlich saniert werden. Einmal, um den Schutz für die dort ausgestellten Gemälde zu verbessern: Eine neue Heizungsanlage soll ein materialschonendes Raumklima gewährleisten, die Fenster werden mit spezieller UV-Schutzfolie beklebt, damit die Werke nicht verblassen. „Licht ist schließlich der Feind der Kunst“, weiß Schlossbereichsleiter Stefan Heinz.

Außerdem wird der Hof vor dem alten Gebäude ausgebaut, um den Ort künftig „touristisch besser nutzen“ zu können. Im Nebengebäude entstehen ein Museumsshop und ein Café. Auch die Seeterrasse vor dem Schloss, auf der im Sommer Konzerte, Theater und Lesungen stattfinden, wird neu gestaltet. Stefan Heinz hofft, mit diesen Maßnahmen die derzeitige Zahl von jährlich 30 000 Besuchern weiter zu steigern.

Das Schloss im Grunewald wurde 1542 für den brandenburgischen Kurfürsten Joachim II. gebaut. Danach war es jahrhundertelang das wichtigste Jagdschloss der Hohenzollern und ihrer Gäste. Friedrich der Große ging hier zur Jagd, der russische Zar Alexander II., später auch die letzten deutschen Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II. 1932 wurde das Schloss als Museum wiedereröffnet, inzwischen wird es von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin–Brandenburg betreut. Die lädt heute und morgen zum vorerst letzten Museumsbesuch. Drinnen können die Bilder von Lucas Cranach dem Älteren und seinem Sohn, Lucas Cranach dem Jüngeren, besichtigt werden. Draußen auf dem Hof zeigen Falkner ihre Greifvögel.

Renovierungsarbeiten an Schlössern seien von Zeit zu Zeit unumgänglich, sagt Stefan Heinz. Die jetzt anstehenden kosten 2,7 Millionen Euro. Schon Wilhelm II. ordnete zu Beginn des vorigen Jahrhunderts weitreichende Modernisierungsarbeiten an, die gleich sieben Jahre dauerten. Unter anderem ließ er Toiletten einbauen.

Ganz geschlossen wird das Gelände in der Umbauzeit nicht. Der Weihnachtsmarkt auf dem Hof findet wie in den Vorjahren statt, und im nächsten Frühjahr wird im Jagdzeugmagazin eine neue Ausstellung eröffnet. Die zeigt, was bei den letzten großen Sanierungsarbeiten in den 70er Jahren alles aus dem im 18. Jahrhundert zugeschütteten Wassergraben ausgehoben wurde: Keramikscheiben, Tabakpfeifen, Geldstücke, Austernschalen. Und viele Knochen der verspeisten Tiere, die zuvor vermutlich von den Adligen erjagt wurden.

Klaus Kinski war übrigens auch mal im Schloss zu Gast. Allerdings nicht zum Tiere jagen, sondern zum Leute totschlagen. 1966 wurde hier der Edgar-Wallace-Krimi „Die blaue Hand“ gedreht. Mit Kinski als – wer hätte es gedacht? – mordendem Psychopathen.

Das Jagdschloss am Hüttenweg 100 ist heute und morgen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Am 22. Oktober gibt es noch die Abschiedsveranstaltung „Auf gepackten Kisten“, Infos unter www.spsg.de.

Zur Startseite