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ADEL berichtet FOLGE  55: Tegelwidriges Verhalten

Stefan Stuckmann zeichnet auf, wie unser Redaktionspraktikant Cedric zu Guttenberg die Stadt erlebt.

Als Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn diese Woche gefordert hat, den Standort Tegel auch nach Eröffnung des BER weiterzunutzen, da konnte ich diese Idee sofort nachvollziehen, weil ich gerade total betrunken war. Da werde ich nämlich immer melancholisch. Trotzdem stellen sich hier natürlich zwei Fragen. Erstens: War das vielleicht doch keine gute Idee, den Obstsalat auf der Heizung zu lagern? Und zweitens: Ist Mehdorns Forderung überhaupt realistisch?

Mit Verwaltungsrecht ist es ja ein bisschen wie mit kurzen Jeanshosen: Wenn man zu viele Leute nach ihrer Meinung fragt, dann weiß man irgendwann überhaupt nicht mehr, welchen Lacoste-Pullover man jetzt am besten damit kombiniert. Mein Jungdackel Taxi und ich haben deshalb einen heuristischen Rechercheansatz entwickelt, der es uns ermöglicht, uninformierte Einzelmeinungen über ein System aus Mutmaßungen, Vereinfachungen und Karteikarten so weit zu extrapolieren, dass das Ergebnis in 80 Prozent aller Fälle bei beiläufiger Präsentation glaubhaft klingt. Der Flughafen Tegel, das bekommen wir auf diese Weise heraus, hat bereits im letzten Herbst seinen DSL-Anschluss gekündigt – die für eine Neuanmeldung notwendigen verwaltungstechnischen Prozesse sind so zeitaufwendig und unsicher, dass ein Weiterbetrieb praktisch ausgeschlossen ist.

Welche Alternativen bieten sich also, um den BER vor der Katastrophe zu retten? Bei seiner Eröffnung wird er schließlich nicht nur viel zu klein sein – seine Fluggastbrücken sind noch nicht einmal für den neuen iPad-Stecker vorbereitet.

Taxi und ich sehen die Lösung in einer von Mehdorn inspirierten Kombination aus innovativem Neubau und schlüssigen Konzepten aus der Vergangenheit. Ich habe gerade mal die Pläne für die Westtangente abgestaubt: Eine Autobahn vom Hauptbahnhof über den Potsdamer Platz bis zum BER würde nicht nur die Verzahnung von Luft und Schiene weiter vorantreiben, sondern auch um die flexible Komponente Reifen ergänzen. Flankierend dazu fordern wir den sofortigen Neubau des „Flughafen David Hasselhoff“ an der East Side Gallery. Durch den Verzicht auf Luxuswohnungen kann der Todesstreifen als Landebahn benutzt werden – die ehemalige Mauer bleibt vollständig erhalten und dient als antiakustischer Schutzwall. Über die Details kann man natürlich noch reden: Ob jetzt die Oberbaumbrücke auf 8 oder auf 12 Spuren ausgebaut wird – daran soll es von unserer Seite aus wirklich nicht scheitern.

Hochachtungsvoll,

Ihr

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