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ADEL berichtet FOLGE  79: Gefährliche Puppendynamik

Stefan Stuckmann zeichnet auf, wie unser Redaktionspraktikant Cedric zu Guttenberg die Stadt erlebt.

„Das ist ja schön und gut mit Syrien“, sage ich in der Redaktionskonferenz. „Aber was ich jetzt erst noch mal klarstellen möchte: Dieses Gerücht, dass ich Angst vor Puppen hätte ... Ich habe nur festgestellt, dass die Hände und der Kopf im Vergleich zum Körper meistens viel zu ...“

So, eigentlich müsste hier ein spitzer Schrei stehen, aber der Chef sagt, zwölf i hintereinander seien schlechter Stil. Auf jeden Fall war es total unsachlich vom Volontär, mir mitten im Vortrag diese Plastikpuppe mit dem kaputten Auge zuzuwerfen. Immerhin: Meinem Jungdackel Taxi war meine Panikattacke so peinlich, dass er freiwillig das Puppentheater-Museum von unserem Plan für die heutige Lange Nacht der Museen gestrichen hat.

Aber ich bin immer noch nicht zufrieden. „Ja wie, Keramik-Museum?“, sage ich und lasse Taxis Wunschliste sinken. „Du kannst dich schon dran erinnern, warum wir in ganz Deutschland keine Haftpflichtversicherung mehr bekommen?“

Taxi schaut mich an. Dabei weiß er genau, wie wir ihm letztes Jahr Halloween seine erste eigene Espressotasse kaufen wollten und er dann auf den Fliesen im Porzellanladen ins Schleudern geraten ist, weil der feine Herr ja unbedingt seine Fußkrallen lackieren musste – passend zum Kostüm. Taxi hatte Glück, dass er als Elefant verkleidet war – der Imageschaden für das gesamte Dackelwesen wäre deutlich höher gewesen als der Scherbenhaufen, den wir in der Kaffeegedeckabteilung hinterlassen haben.

Auch das Skateboard-Museum lehne ich sofort ab, weil ich fürchte, ihn damit nur noch weiter in die Arme der rabaukigen Rollbrettszene zu treiben. Ein heikles Thema bei uns, seitdem ich letzte Woche seine Knieschoner und das LED-Halsband im Gebüsch vor dem Haus gefunden habe. Ich würde damit seine Street Credibility ruinieren, sagt er – dabei geht’s mir doch nur darum, dass ich das einfach nie unter einen Hut kriegen würde: die Pflege von ihm als Vollinvaliden und die Arbeit als Herausgeber und internationaler Vortragsreisender.

Nach weiterer Diskussion bleiben schließlich das Currywurst-Museum und das Hanf-Museum auf Taxis Liste. Nun muss ich zugeben, dass Taxi und ich eine Sucht-Risikogruppe sind, und außerdem habe ich meiner Mutter versprochen, dass wir aufhören mit dem Zeug. Ich muss aber auch sagen, dass ich echt das Gefühl habe, das alles jetzt gut im Griff zu haben, wenn nur die Dosis gering genug ist. Wir werden uns also erst mal nur eine kleine Currywurst bestellen.

Hochachtungsvoll,

Ihr

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