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Berlin: Adlershof statt Alpen

Mitten in Berlin soll eine Kunstschneehalle mit Skischule, Almhütten, Sauna und Hotel entstehen

Bislang lösten sich solche Pläne auf wie der Morgennebel in einem Alpental. Doch dieses Bauvorhaben wird umgesetzt, da sind sich die Investoren sicher: Berlin bekommt eine große Skihalle. Das Verfahren zur Erteilung der Baugenehmigung ist gerade angelaufen, der erste Spatenstich für das 50-Millionen-Euro–Projekt soll kommenden Herbst stattfinden. Auf dem knapp 50 000 Quadratmeter großen Areal in Adlershof zwischen Großberliner Damm und S-Bahnhof wird ein imponierend dimensionierter, überdachter Freizeitkomplex entstehen: mit zwei Kunstschneepisten und Skischule, Sportgeschäften und Reisebüro, Alpenhütten und Gasthausbrauerei, Saunalandschaft, Bowlinganlage und Tagungshotel. Auf dem Freigelände soll ein Biergarten Gäste anlocken, Snowboarder können Spaßsprünge in einen Teich machen. Auch eine Kletterwand und ein Drachenflugsimulator sollen Ende 2007 mitten im Wissenschaftspark Adlershof Besucher aus Berlin und dem Umland anziehen.

„In ganz Europa gibt es bislang etwa 20 Kunstschneehallen – aber die in Berlin wird einzigartig“, sagt Peter Wunderlich, Koordinator des Mega-Projekts. Der gebürtige Österreicher ist Geschäftsführer der Berliner GM Gastromanagement GmbH, er betreibt das Brauhaus und Restaurant Lindenbräu im Sony-Center. Die Konzeption der Kunstschneehalle mit Alpenflair auf drei Etagen hat er mit Olaf Oertel entwickelt, dem Geschäftsführer der Skihalle „Snowtropolis“ im brandenburgischen Senftenberg, 160 Kilometer südlich von Berlin. Erfahrung und Konzept des Duos hätten die Geldgeber überzeugt, sagt Wunderlich.

So gab eine Leasinggesellschaft bereits die Finanzierungszusage, man sei darüber hinaus mit weiteren Investoren im Gespräch und bemühe sich noch um öffentliche Fördergelder. Der Kaufvertrag für das Adlershofer Gelände nahe der Rudower Chaussee ist bereits unterzeichnet: Die Adlershofer Projekt GmbH hat das Grundstück aus dem Treuhandvermögen des Landes Berlin an die Investoren veräußert. Das Projekt sei mit der Stadtentwicklungsverwaltung abgestimmt, auch der Bezirk sei sehr erfreut über die Attraktion, sagt Peter Strunk von der Adlershofer Projekt GmbH. „Mit der Skihalle gewinnt Berlin weiter an Attraktivität“, glaubt auch Christoph Lang von der Senatswirtschaftsverwaltung. Und bis zu 250 neue Arbeitsplätze. Einkehrschwung und Glühwein in der City – das kommt an, da sind sich die Macher sicher. Nach „vorsichtigen Schätzungen“ rechnen sie übers Jahr mit 400000 Wintersportlern, hinzu kommen weitere 400000 Besucher, die Kindern oder Freunden durch die Scheiben zuschauen oder andere Angebote des Freizeitareals nutzen. Es könnten auch noch mehr Gäste werden, denn Berlin ist Wunderlich zufolge „der größte in sich geschlossene Markt Deutschlands“. Bei den Berechnungen wurden die Besucherzahlen von „Snowtropolis“ zu Grunde gelegt.

Die Skihalle Berlin wird gleich dreimal so groß wie der Komplex im Süden Brandenburgs. Die Halle wird 55 Meter hoch sein und der Schnee darin bei minus zwei Grad bis zu 80 Zentimeter hochliegen. Die Profi-Piste wird 260 Meter lang. Wer mit eigener Wintersportausrüstung im Auto kommt, kann den Wagen auf Parkdecks abstellen; zudem sind S-Bahn und Tram nahe. Das Projekt soll sich durch Eintritt, Verleih, Skischule, Gastronomie und Hotelbetrieb tragen. Zusätzliche Einnahmequellen erschließen sich durch die Produktion von Kunstschnee für Winterevents – so wie es auch die beiden Retorten-Skihallen im Ruhrgebiet bereits tun, zuletzt etwa für den Langlaufwettkampf in Düsseldorf. Die Senftenberger Betreiber sprühen gerade gefrorenes Wasser für den „Winterzauber“ am Potsdamer Platz.

Umweltschützer beruhigt der gelernte Energietechniker Olaf Oertel: Der Schnee werde ohne jegliche Chemie produziert. „Der Energieaufwand pro Kopf liegt niedriger als bei einem Hallenschwimmbad. Und einige Wintersportler werden sich Autofahrten in nahe gelegene Skigebiete sparen.“

Annette Kögel

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