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Berlin: Adlon-Direktor hört auf

Klippstein gibt Stasi-Mitarbeit zu und lässt sich von seinem Posten entbinden

Adlon–Direktor Thomas Klippstein gibt auf. Er hat sich am Freitag unter dem zunehmenden öffentlichen Druck auf eigenen Wunsch von seinem Posten entbinden lassen und gleichzeitig zugegeben, dass er 1988/89 als IM für die DDR-Staatssicherheit gearbeitet habe. In seiner Erklärung heißt es: „Ich bedauere sehr, dass ich damals dem Druck nicht standgehalten habe, und entschuldige mich.“ Er übernehme dafür die volle Verantwortung, hoffe aber auch auf Verständnis für die besonderen Umstände, „unter denen ich und viele andere Personen der ehemaligen DDR gelebt haben“.

Klippstein erklärt weiter, er habe damals als Sohn selbstständiger Eltern keine Möglichkeit gehabt, das Abitur zu machen, und sei deshalb zur Ausbildung ins Hotel Neptun gegangen. Als die Stasi „wie in allen großen Hotels der DDR üblich“ von ihm Auskunft erwartet habe, habe er sich dem Druck gebeugt, um seine Familie zu schützen, „die damals unter intensivster Beobachtung der Stasi stand“. Aus dieser „kurzen und oberflächlichen Zusammenarbeit“ seien für ihn keine persönlichen Vorteile entstanden. Dies sei keine Entschuldigung, sondern eine Erklärung: „Zu der Zeit war ich ein junger Mensch und sah keine Möglichkeit, mich dem System zu widersetzen“. Wenn heute über ihn geurteilt werde, so bitte er darum, zu differenzieren „zwischen dem Fehler, den ein junger Mensch gemacht hat, und meiner Leistung und meiner Arbeit der vergangenen 17 Jahre“. Um seine Familie zu schützen und Schaden von seinen Mitarbeitern und dem Hotel abzuwenden, habe er den Kempinski-Chef Reto Wittwer um sofortige Entbindung von seinen Aufgaben gebeten. Wittwer teilte unmittelbar nach Klippsteins Erklärung mit, er habe dieser Bitte entsprochen. „Ich verstehe seine Entscheidung, welche er unter sehr schwierigen persönlichen Bedingungen getroffen hat“, heißt es weiter, „Thomas Klippstein ist ein respektierter Hotelier, und ich betrachte seine Entscheidung als ehrenvoll. Ich hoffe, dass ihm und seiner Familie die notwendige Privatsphäre gewährt wird.“

Wie berichtet, hat Klippstein unter dem Decknamen „IM Benjamin“ in den Jahren 1988 und 1989 Gäste und Mitarbeiter des Warnemünder Hotels Neptun und des Dresdener Hofs in Dresden bespitzelt. Die Stasi war auf ihn in seiner Funktion als Empfangssekretär in Warnemünde aufmerksam geworden und hatte ihn angeworben. Er verpflichtete sich im März 1988 unter konspirativen Umständen in einer eigenhändig geschriebenen Erklärung zur Mitarbeit. In der Folgezeit lieferte er zahlreiche Berichte über Gäste und Kollegen des Hotels.

Als er im Januar 1989 in den neu erbauten Dresdener Hof, das spätere Hilton in Dresden wechselte, formulierte der zuständige Stasi-Referatsleiter in einer Einschätzung, der IM habe Aufträge „mit Umsicht, Sorgfalt und Eigeninitiative“ erledigt, Hinweise auf Verletzung der Konspiration habe es nicht gegeben. Aus den Akten ergibt sich, dass er dafür kein Geld erhalten hat.

Klippstein wechselte im Jahr 1993 zu Kempinski und gehörte dem Aufbaustab für das Dresdener Taschenbergpalais an. Geschäftsführender Direktor des Hotels Adlon in Berlin war er seit dem Frühjahr 2005.

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