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Berlin: Adlon tauscht Chef aus

Herman von Treskow muss das Hotel nach wenigen Monaten verlassen. Ein Nachfolger amtiert schon

Die Nachricht platzte völlig unvermittelt in die Abteilungsleitersitzung des Hotels Adlon am Freitagmorgen: Dort saß der erst Ende vergangenen Jahres ins Amt gehobene Generaldirektor Herman von Treskow und teilte knapp mit, er werde das Haus mit sofortiger Wirkung verlassen. Sein Nachfolger stellte sich gleich anschließend vor: Thomas Klippstein, der bisherige Chef des Grand Hotels in Heiligendamm, das ebenso wie das Adlon von Kempinski betrieben wird. Auch der starke Mann im Hintergrund ist identisch: Anno August Jagdfeld, dessen FundusGruppe die beiden Häuser erbaut hat.

Im Haus gilt es deshalb als wahrscheinlich, dass Jagdfeld auf die überraschende Entscheidung erheblichen Einfluss genommen hat.Treskow hatte offenbar die Aufgabe, die problematische Kostensituation, die ihm sein Vorgänger Gianni van Daalen hinterlassen hatte, durch entschlossene Einschnitte in den Griff zu bekommen. Diese Arbeit trieb er voran, doch mit unerwünschten Nebenwirkungen: Wichtige Mitarbeiter, voran Küchendirektor Rainer Sigg und Michael Sorgenfrey, der stellvertretende Direktor, verließen das Haus. Viele andere suchen zumindest nach anderen Jobs: Zwei neue Hotels, Concorde und Maritim, stellen derzeit Personal für die Eröffnung ein. Von Sigg raunt man, er werde van Daalen eventuell nach Moskau ins Kempinski Hotel Baltschug folgen.

Der Kontrast zwischen van Daalen, dem eleganten, kontakt- und genussfreudigen Gastgeber, und seinem eher spartanisch orientierten Nachfolger scheint zu groß gewesen zu sein. Treskow gilt als verschlossen, die Gäste bekamen ihn offenbar kaum zu sehen, und den Kontakt mit der Presse beschränkte er auf ein absolutes Minimum. Der Adlon-Direktor komme nicht umhin, Genussfreude und Luxus persönlich zu repräsentieren, heißt es hinter den Kulissen. Von Klippstein sagt man, dass er diese Anforderung erfülle. Im Haus ist seine Ernennung durchweg positiv aufgenommen worden.

Über die Zukunft Treskows ist noch nichts bekannt. In der Kempinski-Mitteilung heißt es lediglich, eine neue Aufgabe für ihn werde man „zu gegebener Zeit“ bekannt geben. bm

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