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Der Blick vom Glühweinstand auf das Laufhaus "Chaos Air Port".

© Robert Klages

Adventsmarkt in Lichtenberg: Weihnachten im Chaos-Flughafen

Alte Kabel, Wackel-Rolltreppen, eine kaputte Entrauchungsanlage - ein Bericht aus dem "Berliner Chaos-Airport", der auch Kindern gefällt.

Wie viel Rummel ist noch Weihnachtsmarkt? Der Größte in Berlin ist bekannt dafür, nur noch wenig mit dem heiligen Fest zu tun zu haben. Free-Fall-Tower, die historische „Wilde Maus“, das höchste transportable Kettenkarussell der Welt (60 Meter), der Ghostrider, das schnellste Karussell von der Umdrehungszahl her (15 Umschläge pro Minute) – und 100 weitere Betriebe auf 20.000 Quadratmeter, ausreichend Glühwein, Zuckerwatte, Bratwurst: Das alles fand jahrelang hinter dem Einkaufszentrum Alexa am Alexanderplatz statt.

Doch der älteste Berliner Weihnachtsmarkt ist - mal wieder - auf Wanderschaft. Ursprung 1920 am Lustgarten in Mitte, damals schon mit Holzkarussell und -achterbahn, wie der diesjährige Betreiber Charles Blume erzählt. Im letzten Jahr wurde noch geteilt: halb am Alex, halb in Lichtenberg. Doch am Alex-Standort wird in diesem Jahr ein Hotel errichtet. Den Weihnachtsmarkt hat es vollständig nach Lichtenberg verschlagen, zwischen einen Baumarkt und ein schwedisches Möbelhaus. „Weihnachtsmarkt an der Allee“ heißt er nun. Landsberger Allee 364 – von der Innenstadt mit Tram oder dem Ersatzverkehr zu erreichen. Immerhin Parkplätze gibt es genug. Am Montag war Eröffnung. Berichte über glühweinseelige Gruppen, die im Anschluss im Ikea-Bällebad toben, sind bisher nicht bekannt.

Am Ende muss die Notrutsche genommen werden

Das Highlight ist ohnehin auf dem Weihnachtsmarkt-Gelände zu finden: Der „Chaos-Air-Port“. Ein „Fun-House“, ein Hindernissparcours auf drei Ebenen, zehn Meter hoch und tief, 22 Meter breit: Spiegelkabinett, Rauchkammer, Glasboden, rollende Tonne, Kerosinbecken, wackelige Geländer und Treppen, sich bewegende und unbeaufsichtigt herumstehende Koffer, eine Flugzeug-Notrutsche. „Wir haben hier bewiesen, dass man einen Flughafen auch an mehreren Tagen aufbauen kann“, sagt Stefan Kämmer, der im Chaos-Air-Port arbeitet. Sein Job unter anderem: Den Besucherinnen und Besuchern erklären, dass sie bei der Notrutsche die Beine gerade nach vorne und die Arme am Körper verschränkt zu halten haben. Wie nach einer echten Notlandung also – wobei die Originalrutschen breiter sind und länger. Aber der Nachbau hat es in sich, da geht es schon schnell abwärts.

Einmal durch die Raucherkiste

Der Architekt des Laufhauses hat sich natürlich am echten „Chaos-Flughafen“, dem BER, inspirieren lassen. „Wir haben hier die BER-Probleme nachkonstruiert“, erzählt Kämmer. Nur nehmen sie hier die Konstruktionsfehler positiv: die kaputte Entrauchungsanlage zum Beispiel, herabhängende Kabel, durch die sich die Besucher kämpfen müssen. Eintritt: 3,50 Euro für Groß und Klein. Gleich gegenüber ist ein Glühweinstand – dort können Eltern auf ihre Kinder warten, bis sich diese durch das Flughafenchaos gekämpft haben. Preise: Glühwein mit Schuss und 2,50 Euro Pfand: 6,50 Euro.

Aber auch Erwachsene erschrecken sich, wenn plötzlich der Boden unter den Füßen zu wackeln beginnt oder eine Brüstung droht, herab zu sacken. Zwei zehnjährige Schwestern jedenfalls finden die Bude super, nur die Raucherkiste mochten sie nicht so. In dem nachgebauten Raucherbereich kommt der Qualm natürlich nicht aus echten Zigaretten, sondern aus einer Nebelmaschine. Einen Kletterturm für Kinder gibt es auch. Dieser Tower hat aber nur bei trockenem Wetter geöffnet.

Das Laufgeschäft wurde von dem Schausteller-Familienunternehmen Haberkorn in Erfurt erschaffen und dort im April 2014 eingeweiht. Mario Haberkorn ist stolz auf sein Geschäft. Der Flugzeug-Nachbau auf dem Dach aus luftdichtem Gewebe sei ein Unikat, in England hergestellt. „Alles einzigartig in ganz Europa“, ruft Haberkorn durchs Telefon.

Das Geschäft reist nun schon die fünfte Saison durch Deutschland und Österreich, aber wohl nirgends passt es so gut wie in Berlin, der BER-Stadt. Sollte der Original "Berlin Airport" einmal in Betrieb gehen, würde der Schausteller seinen „Chaos-Air-Port“ gerne zur Feier vor dem BER aufbauen. Doch, so Airport-Mitarbeiter Kämmer: „Wir glauben leider nicht daran, dass der BER tatsächlich öffnen wird.“

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