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Schöne Stimmen. Auch auf Weihnachtsmärkten gibt es Konzerte. Vor dem Schloss Charlottenburg singt an jedem Abend ein Chor, hier der der Kantorei Mariendorf.

© DAVIDS

Adventszeit: Schöner die Stimmen nie klingen

Die Adventskerzen sind angezündet, aber die besinnliche Stimmung will nicht kommen? Dann ist ein Weihnachtskonzert genau das Richtige. Und wer will, kann auch mitsingen.

Wenn am Sonntag die letzte Kerze am Adventskranz angezündet wird, sollte sich allmählich Weihnachtsstimmung einstellen. Ganz einfach ist das nicht: Der Einkaufsstress ist für viele noch nicht vorbei, auch verhilft das Gedränge auf den Weihnachtsmärkten nicht gerade zur Besinnlichkeit. Aber man kann nachhelfen, beispielsweise mit den richtigen Melodien, und gerade Kirchenmusiker, die derzeit Hochsaison haben, betonen gern die stressabbauende Wirkung ihrer Weisen.

Möglichkeiten, durch die vertrauten Klänge ein wenig zur Ruhe zu kommen, gibt es gerade an diesemWochenende zahlreiche. Darunter sind viele Konzerte oder Liederabende in Kirchen, für die nicht mal Eintritt bezahlt werden muss. Und zu „Es ist ein Ros’ entsprungen“, „Süßer die Glocken nie klingen“ oder „Stille Nacht“ sind alle zum Mitsingen eingeladen, was, mit einem taktsicheren Kirchenchor als Vorsänger, nicht allzu schwer fallen sollte. Aber auch Lauschen allein hilft.

Eine weitere musikalische Tradition zu Weihnachten ist das Turmblasen. Gerade am letzten Adventswochenende und dann am Heiligabend steigen Trompeten- und Posaunenbläser auf die Kirchtürme dieser Stadt, um Weihnachtslieder zu spielen. Diese Tradition wird von deutschen Kirchenmusikern seit der Renaissance gepflegt. Ursprünglich hielten Türmer in luftiger Höhe Wacht, warnten vor Feuer oder herannahenden Feinden, indem sie in Hörner bliesen oder eine Glocke anschlugen. Nun sandten sie statt Warnsignalen religiöse Lieder und Choräle in die Welt. Wer wollte, sang mit.

Vielen Berlinern ist das weihnachtliche Turmblasen längst als Gemeinschaftserlebnis lieb geworden, und besonders gern genießt man es vor oder nach der Bescherung. Auch für viele Musiker der Stadt ist der Auftritt in diesen Tagen eine Tradition, ohne die sie sich Weihnachten kaum mehr vorstellen können.

Egbert Nass beispielsweise, Leiter des Schöneberger Blechbläserensembles, tritt seit ungefähr 30 Jahren zu Heiligabend auf dem Vorplatz des Rathauses Schöneberg vor die Menge und spielt mit seiner Bläsertruppe traditionelle Weihnachtslieder. Die Bühne auf dem John-F.-Kennedy-Platz schätzt Nass besonders: „Hier fühle ich den Kontakt zum Publikum.“ Das sei anders, als anonym auf einem Turm zu stehen. Jedes Jahr ist der Trompetenlehrer der Leo-Kestenberg-Musikschule aufs Neue überrascht, wie viele Menschen zum Rathaus kommen, um ihn und seinen Bläsern zuzuhören. 400 bis 500 Menschen seien es immer, schätzt er. „Viele singen sogar mit“, einige haben Gesangbücher dabei.

Zu kalt darf es aber nicht werden. Schon häufig sei er eingeschneit worden, erzählt Nass. Trompete spielen sei dann harte Arbeit. „Das Mundstück ist kalt, und der Wind bläst.“ Zuletzt gehe es nur noch darum durchzuhalten. Und sollten die Temperaturen auf minus 10 Grad fallen, sei es mit dem Musizieren ohnehin schnell vorbei. „Als Erstes frieren die Waldhörner ein.“ Das sei ihm am Heiligabend zum Glück noch nie passiert. Nur auf dem Turm der Gedächtniskirche mussten er und seine Kollegen mal ein Weihnachtskonzert abbrechen. Und von einem anderen Turm hatte ihm der Wind die Notenblätter heruntergeweht.

Das wird am Montag hoffentlich nicht passieren. Neben den Bläsern tritt die Opernsängerin Nastassja Nass mit einem weihnachtlichen Solo vors Publikum. Sie ist die Tochter von Egbert Nass, ihr gemeinsames Konzert an Heiligabend hat auch schon Tradition. Schließlich ist Weihnachten ein Familienfest.

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