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Berlin: Ärger um Blaszkiewitz – Zoo-Chefin gibt auf Gabriele Thöne tritt als Vorstand zurück

Kritiker: Aufsichtsrat soll völlig neue Spitze berufen.

Es ist ein plötzlicher Rückzug, und offensichtlich ist es einer mit Symbolkraft. Gabriele Thöne, bis Freitag, 14.08 Uhr neben dem umstrittenen Bernhard Blaszkiewitz zweite Chefin von Zoo und Tierpark, schreibt in ihrer Abschiedsmail mit dem Betreff „Ein persönlicher Gruß und eine persönliche Unterrichtung“ an die Mitarbeiter des Unternehmens: „Es ist mir nicht mehr möglich, in Vorstand und Geschäftsführung der Gesellschaften weiterhin konstruktiv zu arbeiten. Durch meine Entscheidung möchte ich meinen persönlichen Beitrag dazu leisten, einen Neuanfang in der Leitung der Unternehmen zu ermöglichen. Das Wohl der Unternehmen, ihre Würde in der Öffentlichkeit und ihre Zukunftsfähigkeit sind Werte, die mich zu diesem Schritt veranlassen.“

Die frühere Anwältin und Staatssekretärin in der Finanzverwaltung unter Senator Thilo Sarrazin (SPD) war seit 2008 kaufmännischer Vorstand der Zoologischer Garten Berlin AG und Geschäftsführerin der Tochtergesellschaft Tierpark Berlin GmbH. Zum 30. September tritt sie „auf eigenen Wunsch“ aus der Leitung beider Unternehmen aus. Ihr eigener Wunsch war es aber eigentlich, die besucherstärkste Freizeiteinrichtung der Stadt, den Zoo, und den stiefmütterlich behandelten Tierpark zu zeitgemäßen und zukunftsweisenden Einrichtungen zu machen. Wie vor ihr der frühere Blaszkiewitz-Co-Vorstand Gerald Uhlich, der den Job nicht lange inne hatte. Nun war für Thöne der Punkt erreicht, den Schritt zu gehen.

„Ich bedauere das zutiefst“, sagt Thomas Ziolko von der Fördergemeinschaft für die Berliner Hauptstadtzoos. Indirekt fordert er die Ablösung von Blaszkiewitz. Es sei das Zeichen an den Aufsichtsrat „für einen personellen Neuanfang in der gesamten Geschäftsführung. Die Hauptstadtzoos haben zuletzt massiv an Unterstützung und gesellschaftlicher Verankerung verloren“. Ziolko appelliert an die Aufsichtsratsmitglieder unter Vorsitz von Frank Bruckmann, dass nun rasch die Weichen für die Zukunft von Tierpark und Zoo gestellt werden und „mutig ein Neustart“ gewagt wird.

Laut der Zoo-Pressestelle hat der Aufsichtsrat die Entscheidung von Frau Thöne „mit Bedauern und Respekt zur Kenntnis“ genommen. „Ihrer Arbeit gilt unsere höchste Anerkennung. Gabriele Thöne hat in den vergangenen Jahren einen bedeutenden Beitrag zur Konsolidierung und Weiterentwicklung von Zoo und Tierpark geleistet“, sagte Aufsichtsratschef Frank Bruckmann: „Für ihr Engagement, ihre Verbindlichkeit und ihren Sachverstand gebührt ihr der ausdrückliche Dank des Aufsichtsrats, der Mitarbeiter und all jener, denen Zoo und Tierpark am Herzen liegen.“

Gabriele Thöne hatte den Masterplan mit eigenem Profil und Projekten für den Tierpark entwickelt. Jetzt steckte sie Kritik ein, weil das 80-Millionen-Projekt mangels Geld zunächst auf den Umbau des Eingangsbereiches am Bärenschaufenster als ersten Schritt reduziert wurde. Laut Insidern kam sie mit ihren Modernisierungsvorstellungen nicht auf eine Linie mit ihrem Vorstandskollegen Blaskiewitz. Sie vertrat das Haus aber stets loyal nach außen.

Im Zoo musste zuletzt die Stelle einer Frauengleichstellungsbeauftragten eingerichtet werden, weil sich Mitarbeiterinnen vom Chef beleidigend behandelt fühlten. Er selbst sah das anders. Wie zu hören war, haben gestern Mitarbeiter in Zoo und Tierpark wegen der ganzen Situation geweint. „Wo immer es mir künftig möglich ist, werde ich mich dafür einsetzen, dass beiden Gesellschaften und ihren Mitarbeitern mit der ihnen gebührenden Achtung begegnet wird“, sagte Thöne dem Tagesspiegel. Annette Kögel

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