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Doch von Pappe. Die meisten Firmen lassen sich das Leeren der blauen Tonne bezahlen - weil Altpapier kaum Geld bringt.

© dpa

Ärger um Recyclingfirma in Berlin: Polizei ermittelt gegen Papierbank

Viel Geld gab's ja nicht fürs Altpapiersammeln. Doch trotzdem schafften Kunden ihre Wertstoffe zur Papierbank. Doch jetzt ist das Unternehmen abgetaucht, Kunden bangen um ihr Geld. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei

Bis zu 200.000 Tonnen Altpapier fallen jährlich in den Berliner Haushalten an, rund die gleiche Menge kommt noch einmal aus den Gewerbetrieben. Weil die Papierpreise sinken und die Kosten steigen müssen inzwischen fast alle Kunden für die die blauen Tonne zahlen. Dennoch gibt es immer noch Stellen in Berlin, wo man Geld für sein Altpapier bekommt.

Gerade scheint wieder ein Recyclingunternehmen Probleme zu haben. Viele Kunden versuchen seit Monaten vergeblich, die „Papierbank“ oder ihr Mutterunternehmen, die Deutsche Wertstoff GmbH, zu erreichen und ausstehende Zahlungen einzufordern. Im Mai 2004 hatte man die erste Annahmestelle medienträchtig am Alexanderplatz eröffnet. Das Modell fand viele Interessenten: Kunden konnten Altpapier meist bei kleinen Partnerfirmen abgeben und bekamen dafür geringe Geldbeträge auf dem Kundenkonto gutgeschrieben, die sie ab einer bestimmten Summe abheben konnten.

Doch als ein Tagesspiegel-Leser im Dezember die angesammelten 56,61 Euro abheben wollte, war in der Firmenzentrale in der Hochstraße niemand zu erreichen und so blieb es bis jetzt. „Ich bat im September 2014 um die Auszahlung des Guthabens – 120 Euro, mühsam zusammengesammelt von meinen beiden Kindern. Bis heute – 30. Januar 2015 – ist es zu keiner Auszahlung gekommen“, klagt ein anderer Kunde auf der Verbraucherschutz-Website Recla Box. Dort schildern diverse Betroffene ihren Ärger. Inzwischen haben mehrere Kunden Strafanzeige erstattet. Die Kripo ermittelt, bestätigte eine Polizeisprecherin.

Zusammenarbeit beendet

„Wir arbeiten nicht mehr mit der Papierbank zusammen“ sagt Mario Knospe, dessen Wertstoffhandel in Biesdorf eine der Anlaufstellen für die Kunden war. Er habe selbst noch Forderungen an das Unternehmen. Bei der Deutschen Wertstoff GmbH war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Ebenso wie bei der Pleite des Berliner Recycling-Teams vor Jahresfrist dürfte auch von den Problemen mit der „Papierbank“ nur ein kleiner Marktanteil betroffen sein, sagt Andreas Siepelt, Geschäftsführer der Reinickendorfer Recyclingfirma Firma Bartscherer. So hat die Branche die Entsorgungslücken, die damals vor allem im Südosten Berlins entstanden waren, schnell ausgleichen können.

Die blaue Tonne kostet meistens was

Auch wenn die Preise leicht gesunken sind, lässt sich mit dem Altpapier immer noch Geld verdienen, so Siepelt. Allerdings könne man die blauen Tonnen nicht mehr kostenlos entsorgen. „Man kann noch etwas verdienen, wenn man für die Logistik Geld bekommt“, sagt auch Sabine Thümler von der Berliner Stadtreinigung. „Die Vermarktungspreise decken nicht mehr die Kosten für den Fuhrpark“, klagt Stephan Hartramph von der BSR-Tochter Berlin Recycling. „Unsere kostenlose Pappy-Tonne wurde im Jahr 2011 in Berlin eingeführt“ sagt Jens Thieme, Geschäftsführer der Alba Berlin GmbH.

Seither hätten sich Wertstoffpreise um über 60 Prozent reduziert, dafür die Kosten für die Entsorgung deutlich erhöht. Deshalb wurde die Entsorgung Anfang des vergangenen Jahres kostenpflichtig. Lediglich die Kühl- Gruppe stellt Privatkunden in bestimmten Postleitzahlbereichen im Norden der Stadt die blaue Tonne noch kostenlos zur Verfügung, was für manchen Mitbewerber schwer nachvollziehbar ist. 2,05 Euro verlangt Bartscherer für die in der Regel monatliche Leerung einer 240-Liter-Tonne, die 20 bis 30 Kilo fasst. 2,38 Euro sind es bei Berlin Recycling, bei Alba kostet es 2,70 Euro zuzüglich einer Behältermiete von 7,20 Euro im Jahr.

Trotz der dieser Preise hat so mancher Berliner seinen Vertrag gekündigt und gibt sein Papier auf den BSR-Recyclinghöfen ab – gratis. Wer dagegen einen der zahlreichen Wertstoffhändler ansteuert, kann sogar noch immer mit einem bescheidenen Entgelt rechnen. Alba bietet in Lichtenberg und Neukölln den „Repaper-Service“ und zahlt je nach Marktlage, zuletzt fünf Cent pro Kilo. Sieben Cent gab es beim Recyclinghof am Zabel-Krüger-Damm in Reinickendorf. Marcus Knospe am Grabensprung in Bierdorf zahlte sieben Cent für gemischtes Papier und acht Cent für Illustrierte. Acht Cent erhielt man auch bei der Firma Alpha in der Gärtnerstraße (Hohenschönhausen) und bei Papier Recycling an der Bucher Straße in Karow. Neun Cent war das Kilo Altpapier der Berliner Niederlassung von Melosch Recycling an der Gottlieb-Dunkel-Straße in Tempelhof wert. Und beim „Papierfritzen“ in der Klettwitzer Straße (Marzahn) wurden sogar zehn Cent gezahlt.

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