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Berlin: Ärzte sollen Todesfälle sorgfältiger klären

Gestern Abend erhielten die ersten 70 Ärzte im Gerichtsmedizinischen Instituteine Fortbildung für den Leichenschaudienst. Diese Spezialisten sollen künftig berlinweit bei Verstorbenen die Todesursache klären.

Gestern Abend erhielten die ersten 70 Ärzte im Gerichtsmedizinischen Instituteine Fortbildung für den Leichenschaudienst. Diese Spezialisten sollen künftig berlinweit bei Verstorbenen die Todesursache klären. Durch dieses bundesweit einmalige Modell der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) soll die Zahl der entdeckten Mordfälle erhöht werden – und die Polizei gleichzeitig von überflüssiger Arbeit entlastet werden.

Der Bund deutscher Krimalbeamter schätzt, dass auf einen entdeckten Tötungsfall ein nicht erkannter kommt. In Deutschland soll es jährlich 12 000 nicht erkannte unnatürliche Todesfälle geben, schätzt Professor Volkmar Schneider, der Leiter der drei Berliner Gerichtsmedizinischen Institute; neben den echten Morden sind das Selbstmorde, Unfälle und Kunstfehler von Ärzten. 1100 Tötungsdelikte bleiben unentdeckt – und werden so zu perfekten Morde.

Doch die KV hat bislang nur 100 statt der ursprünglich für den Leichenschaudienst angekündigten 150 Ärzte gefunden. Das Honorar sei zu niedrig für diese anstrengende und belastende Arbeit, hieß es. Annette Kurth von der KV versicherte gestern, dass der Leichenschaudienst auch mit 100 Ärzten im Schichtdienst funktionieren werde.

Bislang konnte jeder Arzt den Totenschein ausfüllen – das führte bekanntlich zu einer sehr großen Fehlerquote. Dem BdK liegt ein Totenschein vor, auf dem der Arzt lapidar notiert hat: „Außer dem Tod konnte keine Feststellung gemacht werden, da es in der Wohnung kein Licht gab.“ Und das sei kein Einzelfall, sagen Kriminalisten. Da es bislang keine Vorschriften zu dieser Leichenschau gab, entledigten sich manche Hausärzte in Minutenschnelle dieser Pflicht. Experten halten 45 Minuten für erforderlich, da alle Leichen künftig vollständig entkleidet werden müssen. Dies regelt das im Mai erlassene Berliner Bestattungsgesetz. Bislang wurden selbst massive Stichwunden unter Pullovern übersehen.

„Es kann also nur besser werden“, sagte BdK-Landesvorsitzender Lutz Hansen gestern. Auch Volkmar Schneider, oberster Gerichtsmediziner in Berlin. lobte gestern das Modell der KV. Der BdK zeichnete Schneider gestern für seine Arbeit mit der „Goldenen Kripo-Marke“ aus. Ha

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