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Berlin: Ärzte sollen zahlen

Zu viele Medikamente verschrieben: Krankenkassen wollen 112 000 Euro zurückhaben

Die von der Bundesregierung im Zuge der Gesundheitsreform eingeführte Bonus-Malus-Regelung wird von Berliner Ärzten derzeit heftig kritisiert. Die Regelung sieht vor, dass für häufig verordnete Medikamente etwa gegen Depressionen, Migräne und Bluthochdruck bestimmte Rezeptkosten pro Tag nicht überschritten werden dürfen. Verschreibt ein Arzt zu viel oder zu teure Medikamente können die Krankenkassen vom Arzt einen finanziellen Ausgleich verlangen. So dürfen zum Beispiel Mittel gegen Bluthochdruck pro Tagesdosis und Patient nicht mehr als 37 Cent kosten. Darüber liegende Kosten müsse der Mediziner laut Kassenärztlicher Vereinigung Berlin dann aus eigener Tasche zahlen – was offenbar zahlreichen Praxisärzten in den kommenden Wochen droht.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung muss nun allein für die ersten drei Monate dieses Jahres jeder fünfte niedergelassene Mediziner mit Rückzahlungsforderungen rechnen. Nach Informationen der Vereinigung müssen mehr als 1200 der 6200 Praxisärzte der Stadt nun insgesamt mehr als 112 000 Euro Strafe zahlen. Durchschnittlich liege der Regressbetrag pro niedergelassenem Mediziner in Berlin immerhin bei etwa 90 Euro.

Die Krankenkassen weisen derweil auf die seit Jahren steigenden Arzneimittelausgaben hin; in Berlin würde für Medikamente sogar noch mehr als im Bundesdurchschnitt ausgegeben. „In Berlin sind die Menschen allerdings auch häufiger krank als in vielen anderen Bundesländern“, entgegnet Annette Kurth von der Kassenärztlichen Vereinigung.

Krankenkassen und Ärztevertreter hatten sich auf die Bonus-Malus-Vereinbarung geeinigt, um mittels finanziell positiver Anreize – „Bonus“ genannt – sowie negativer Folgen – als „Malus“ bezeichnet – die Ausgaben für Arzneimittel zu begrenzen. Wenn die Ärzte preisgünstiger verordnen, erhalten die Kassenärztlichen Vereinigungen einen Bonus, den sie an die wirtschaftlich verordnenden Ärzte verteilen. „Doch die Hürden dafür sind jedoch sehr hoch“, sagt Kurth. Hannes Heine

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